: „Es geht auch um die Schöpfung“
Projekte wie die Bebauung der Uni-Wildnis und der Mahndorfer Marsch gehören in den Mülleimer, sagt ein Bündnis gegen die Bremer Flächenpolitik. Grüne sympathisieren, SPD sieht „keinen Spielraum“. Bei der heutigen Demo ist Wahlwerbung verboten
taz ■ Eines kann man der Großen Koalition sicher nicht vorwerfen: dass sie den Bürgerinitiativen nicht genug Vorlagen geliefert hätte für Protest und Demonstrationen. Am Samstagmittag wird sich der Marktplatz erneut mit Menschen füllen, die für sich und ihr Anliegen Gehör verlangen. Die Initiativen gegen den Flächenfraß in Bremen, allen voran die „Freunde der Uni-Wildnis“, rufen unter dem Motto „Natur vor Technik – lasst uns leben“ zum Protestmarsch auf.
Zu den Veranstaltern zählen neben den Initativen rund um die großen Flächen- und Verkehrsprojekte – als da wären die Arberger/Mahndorfer Marsch, der Ausbau der Schwachhauser Heerstraße, die Osterholzer Feldmark und andere – diesmal auch Kirchengemeinden und der Bremer Tierschutzverein. „Es geht auch um die Schöpfung“, begründet Wolfgang Frauenkron, Vorsitzender der Freunde der Uniwildnis das Bündnis. Er kämpft mit rund 400 anderen gegen die vom Senat beschlossene Erweiterung des Technologieparks in die westlich gelegene Grünzone.
„Unsere Adressaten sind die Bremer Bürgerinnen und Bürger“, so Frauenkron, der hofft, dass am 25. Mai, „viele zeigen, dass sie mit dieser menschenfeindlichen Politik nicht einverstanden sind“. Bei der Bürgerschaftswahl gehe es schließlich auch darum, ob das IFP, das Integrierte Flächenprogramm, das der Senat nach Vorschlägen aus dem Wirtschaftsressort für die Jahre 2002 bis 2010 aufgestellt hat, umgesetzt wird – oder ob es Korrekturen erfährt.
Zum Beispiel bei der Ausweitung des Gewerbegebietes Hansalinie in die Arberger und Mahndorfer Marsch. Ab 2005 sollen in dem Gebiet weitere 82 Hektar für industrielles Gewerbe und KfZ-Zulieferer erschlossen werden. Die Bebauung dieser Fläche könnte in einer rot-grünen Koalition verhindert werden, schätzen die Bürgerinitiativen. Sie wünschen, dass stattdessen das Gelände hinter den Stahlwerken in den Vordergrund der Flächenpolitik gerückt wird.
In der Tat nehmen die Grünen zu etlichen Projekten eindeutig Stellung. „Wir werden für eine Umorientierung in der Flächenpolitik kämpfen“, so die Spitzenkandidatin Karoline Linnert. Naturflächen wie die Mahndorfer Marsch sollen erhalten bleiben, aber auch der Schutz der Uni-Wildnis ist bei den Grünen Programm. „Jeder Technologiepark gerät irgendwann an seine Grenzen“, so Linnert. Bremen habe aber mit den Alten Hafenrevieren hervorragende Möglichkeiten, weitere Technologie-Schwerpunkte zu setzen.
Die SPD hingegen sieht bei Projekten wie der Uni-Wildnis oder der Mahndorfer Marsch „keinen Spielraum“, so Sprecher Werner Alfke. Fraktionschef Jens Böhrnsen hatte sich erst kürzlich auf einer Veranstaltung für eine „in Zukunft kleinteiligere Flächenpolitik“ ausgesprochen und vor einer Politik gewarnt, „die sich an Hektar-Zahlen“ berauscht. Ob damit allerdings ein Abrücken vom Flächenprogramm der Großen Koalition gemeint ist, steht dahin.
Die Bürgerinitiativen haben jedenfalls für ihre heutige Demonstration vereinbart, keine Wahlwerbung zu machen. „Ob jemand die Grünen wählt, oder gar nicht, um der Politik zu sagen: So kann man mit uns nicht umspringen“, sei eine rein persönlich Angelegenheit, sagt Frauenkron. hey
Demonstration heute (Samstag), 11 Uhr vor dem Übersee-Museum, 12.30 Uhr Kundgebung auf dem Marktplatz
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen