: Gerling-Anteile zu verschenken
Deutsche Bank lässt marode Versicherung fallen. Neuer Investor verzweifelt gesucht
HAMBURG taz ■ Die Deutsche Bank verschenkt ihre Anteile am Versicherungsunternehmen Gerling-Konzern. Ihre Aktien gehen an Rolf Gerling zurück. Damit schließt die Deutsche Bank nach mehr als einem Jahrzehnt die Akte Gerling.
Nach dem Tod des Konzerngründers Hans Gerling war die Deutsche Bank 1992 bei dem kapitalschwachen Assekuranzriesen eingestiegen. Nun übernimmt der Sohn des Gründers die Beteiligung in Höhe von 28,6 Prozent. Das Verschenken des früher milliardenschweren Aktienpakets dürfte sich rechnen. Jedenfalls ist die Bank froh, den Pleitekonzern los zu sein, und will dem schlechten Geld nicht noch mehr gutes hinterherwerfen. In der Vergangenheit hatte ihre erfolglose Gerling-Strategie schätzungsweise 1,2 Milliarden Euro gekostet. Zudem gehört zum Deal die lukrative Übernahme der zweitgrößten Kreditversicherung der Welt, Gerling NCM, durch die Deutsche Bank und die Rückversicherung Swiss Re. Dafür zahlt die Bank noch einmal 120 Millionen Euro an den Gerling’schen Konzernrest.
Jahrzehntelang hatte der ehemalige Top-Konzern der Kölner Familie Gerling gehört, bis diese sich mit der Tochtergesellschaft Gerling Globale Rückversicherungs-AG (GGRe) übernommen hat. Für die wachsenden Risiken war der immerhin sechstgrößte Rückversicherer der Welt einfach zu klein, jedenfalls im Vergleich zu globalen Marktführern wie der Münchener Rück. Hinzu kamen Fehler im Management, wie die gewagte Ausdehnung des Geschäfts in Nordamerika.
Die Rettung schien noch im Herbst 2002 zu nahen. Zum Jahreswechsel wollte eine Kapitalgesellschaft unter Führung des früheren Chefs der Frankona Rückversicherung, Achim Kann, die marode Rückversicherung GGRe übernehmen. Doch das Bundesaufsichtsamt hat sich den Verkaufsplänen widersetzt. Es zweifelte wohl an den Überlebenschancen unter Kann. Ohne eine weitere Mitgift aus dem Verkauf dieser Rückversicherungstochter droht jedoch dem ganzen Gerling-Konzern weiterhin die Pleite. Auch für die Konzernmutter sucht Rolf Gerling einen neuen Mehrheitsaktionär, der neues Kapital „in entscheidender Größenordnung“ mitbringt. Auch eine Abgabe des gesamten Konzerns wird nicht mehr ausgeschlossen, „Rolf Gerling und der Vorstand stimmen darin vollständig überein“, versichert Vorstandsboss Björn Jansli inzwischen. Nur verschenken will Gerling sein Erbe nicht.
Kunden von Gerling können beruhigt sein. Erst im Oktober hat die Versicherungsbranche eine Auffanggesellschaft für Not leidende Gesellschaften gegründet. Notfalls würde nun „Protector“ einspringen.
HERMANNUS PFEIFFER
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