Erhöhter SARS-Alarm in Taiwan

500 Menschen in Quarantäne. Lage in China bleibt ernst. Toronto meldet „SARS-frei“

PEKING/TAIPEH dpa/afp ■ Alarmiert von der Ausbreitung der Lungenkrankheit SARS hat Taiwan drastische Maßnahmen ergriffen. Das Land verzeichnete am Samstag mit 23 Erkrankungen den bisher stärksten Anstieg an einem Tag. Mit 12 weiteren am Sonntag wurden 184 Fälle gezählt. Taipehs Bürgermeister Ma Ying-jeou ordnete an, dass in Bussen und Bahnen der Stadt Mundschutz getragen werden muss. 500 Menschen wurden in Quarantäne genommen.

China meldete am Wochenende 154 neue Fälle und 10 Tote. WHO-Vertreter Henk Bekedam äußerte sich besorgt darüber, dass bei etwa der Hälfte der neuen Patienten kein Kontakt zu SARS-Erkrankten nachgewiesen werden konnte. Das bedeute, „dass wir nicht verstehen, was passiert“, sagte er. Bekedam warnte auch vor vorschnellen Schlüssen, dass der Höhepunkt überschritten sei. Er reagierte auf chinesische Funktionäre, die schon von einem Rückgang der Seuche sprachen

Erfolge im Kampf gegen SARS verzeichnen die chinesische Sonderzone Hongkong und Kanada. Mit vier Neuinfektionen wurde in Hongkong gestern ein Tiefststand seit Beginn der Epidemie gemeldet. Zugleich gaben Forscher der Uni Hongkong die Entdeckung einer möglichen Behandlungsmethode bekannt. Ein künstlich hergestelltes Eiweiß könne die menschlichen Zellen vor einer Ansteckung mit dem Virus schützen, so der Aidsexperte David Ho. Kanadas Behörden meldeten, dass in Toronto seit Ende April keine neuen SARS-Fälle aufgetreten seien. Die Stadt könne nächste Woche als „SARS-frei“ erklärt werden.

In Afrika gab es einen neuen Todesfall mit Verdacht auf SARS. Ein Asiate, der von Taiwan nach Nigeria gereist war, habe Symptome gezeigt und sei in einer Klinik des Landes gestorben.