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Das große Bioladen-Sterben

Zwei neue Biosupermärkte werden im nächsten Jahr den kleinen Läden weitere Kundschaft nehmen. Die fürchten sich aber vor allem vor der Konkurrenz durch Billig-Ökoprodukte in den Discountern

VON EIKEN BRUHN

Ein „großes Bioladen-Sterben“, wie es eine betroffene Ladenbesitzerin nennt, kündigt sich angesichts der geplanten Neueröffnungen von Biosupermärkten für das kommende Jahr an. Eine konkrete Schließungsabsicht mag noch keiner der Bremer Ökohändler formulieren – um die verbliebenen Kunden nicht zu vergraulen und in der Hoffnung, das Blatt werde sich doch noch zum Besseren wenden.

Dass ihnen die Biomärkte, vor allem aber das wachsende Angebot von Bioprodukten in den Lebensmittelketten an die Substanz gehen, das bestätigen aber alle. „Es wird immer schwieriger“, heißt es bei „Naturkost Horn“, „es sieht düster aus“, bei „Schrot und Körner“. „Leben kann man davon eigentlich nicht mehr“, sagt auch Robert Baier, Inhaber des ältesten Naturkostgeschäftes in Bremen, „Kraut und Rüben“. 20 Prozent seines Umsatzes habe er eingebüßt, seitdem die Sottrumer Kette „Aleco“ vor zwei Jahren ihre Filiale in der Bismarckstraße eröffnet hat. Baiers Vorteil: Er hat in Bremen Nord mit einem Laden von 250 Quadratmetern ein zweites Standbein. Das Geschäft in der Wulwestraße will er für seine Mitarbeiterinnen offen halten, musste allerdings jetzt schon wie seine Kollegen beim Personal sparen.

Baier geht davon aus, dass spätestens die Eröffnung des zweiten Bremer Alnatura-Markts im Steintor kleinere Geschäfte zur Aufgabe zwingen wird. Eine Sprecherin des Marktführers bestätigte gestern, dass Ende nächsten Jahres eine Filiale in einen Neubau am Ziegenmarkt einzieht. Weitere Neueröffnungen schloss sie nicht aus, da Bremen „ein sehr attraktiver Standort“ sei, mit „einer starken Bio-Klientel“. Auch der mit sechs Filialen und 80 MitarbeiterInnen relativ kleine Anbieter Aleco plant eine dritte Bremer Filiale in einem Neubau an der Admiralstraße. Dieser soll nach Auskunft des Bauherrn frühestens Ende 2009 bezugsfertig sein.

Aleco-Gründer Georg Appel sagt, er verstehe die Sorgen der Mitbewerber und sei „sensibel“ bei der Standortauswahl. „Wir würden uns nicht direkt neben einen kleinen Laden setzen.“ Allerdings findet er, dass andere genau so wie er den Trend zu größeren Geschäften hätten voraussehen können. Entscheidend ist aus Appels Sicht nicht nur das große Sortiment, sondern auch „die Parkplatzsituation“ und dass viele Leute „gerne anonym einkaufen“. Die Konkurrenz der konventionellen Supermärkte, die ihr Bio-Sortiment ausbauen, fürchtet er nicht. „Noch wächst der Markt.“ Platz ist auf diesem allerdings offenbar nur für die Großen, denn auch bei Mitgliederläden wie Abakus oder Obsthändlern auf dem Ökomarkt stagniert das Geschäft – nach Jahren des Zuwachses.

Eine erstmalige Stagnation beobachtet auch der „Bio Verlag“, der das Branchenmagazin „Schrot und Korn“ herausgibt. Hatten in den vergangenen Jahren mehr neue Läden aufgemacht als alte geschlossen wurden, habe es sich 2008 ausgeglichen. „Für 2009 kann man mit einer weiteren Verschärfung des Wettbewerbs rechnen“, so der Verlag. Auffällig ist, dass nach dieser Statistik über 80 Läden unter 100 Quadratmetern schlossen – und nur 50 neue entstanden. „Aber jammern bringt nichts“, sagt der Öko-Pionier Baier, „Tante-Emma-Läden wie wir hatten es immer schwer.“ Jetzt liege es in der Hand der Kunden, zumindest bei den Bioprodukten von Rewe, Plus und Co. genauer hinzugucken, was diese noch mit dem Gedanken von fair und öko zu tun hätten.

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