piwik no script img

Agenda 2010Der Konflikt ist programmiert

Es ist SPD-Bundeskanzler Gerhard Schröder sicherlich erst mal nicht vorzuwerfen, wenn er sich in Hamburg auf medialen Meetings aufhält und dann lächelnd zurücklehnt, wenn parallel nicht Hundertausende gegen seine Agenda 2010 auf die Straße gehen, sondern nur 3500 GewerkschafterInnen – und das aus dem gesamten Norden. Doch er sollte nicht vergessen: Diejenigen, die er in Zorn versetzt hat, sind seine einstigen Verbündeten.

Kommentar von KAI VON APPEN

Es ist sicherlich auch für die Gewerkschaftsbosse nicht einfach, den Kurswechsel der Basis zu vermitteln. Wurde doch Rot-Grün in den vergangenen Wahlkämpfen stets als Hoffnungsträger oder zumindest als kleineres Übel gepriesen. Die Auffassung herrschte selbst in linksradikalen Zusammenhängen vor.

Doch nun haben die Gewerkschaftsbosse erkennen müssen, dass auch sie angesichts des Sozialabbaus deutlich Farbe bekennen müssen. Rot-Grün ist selbst zum Übel geworden. Zumindest für hunderttausende Menschen, die auf Lohn und Brot und soziale Absicherung angewiesen sind.

Streichung des Arbeitlosengeldes, Wegfall der Leistungen im Krankheitsfall, während sich an Vermögens- und Unternehmenssteuern nicht herangetraut wird. Das können selbst sozialdemokratische Gewerkschaftfürsten der Basis in Hamburg nicht mehr verklickern. Und darum waren die Transparente nach „Generalstreik gegen Sozialabbau“ kein Produkt linksradikaler Spinner, sondern sind mittlerweile schon Ausdruck gewerkschaftlichen Denkens in Hamburg.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen