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Hardliner entsetzt

13-Jähriger zum 50. Mal von der Polizei gefasst. CDU und Gewerkschaft fordern härtere Gangart

Adrenalin war sicherlich nicht im Spiel. Denn beim 50. Mal erwischt zu werden dürfte nicht mal einen 13-Jährigen so richtig schocken. Aber es reichte, einige Politiker zu schockieren. Der innenpolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Frank Henkel, und sein Parteifreund Andreas Gram haben ein entschlossenes Durchgreifen gefordert: das Alter der Strafmündigkeit herabzusetzen und geschlossene Heime für Kinder, die mehrfach schwere Straftaten begangen haben.

In der Nacht zu Montag hatten zwei Kinder im Alter von 12 und 13 Jahren versucht, einen Friseursalon in Reinickendorf auszurauben. Dabei schlugen sie die Glastür ein und lösten aus Versehen Alarm aus. Offenbar suchten sie nach Geld. Nachdem sie keins fanden, stellten sie fünf Haarschneidemaschinen zum Abtransport bereit. Als die Streifenbeamten eintrafen, versteckten sich die beiden hinter einer Trennwand. Nach ihrer Vernehmung wurden sie zu ihren Eltern gebracht.

Strafrechtlich können die Kinder nicht belangt werden, die Polizei muss strafunmündige Kinder laufen lassen. Häufen sich die Fälle, kann den Eltern im Extremfall allerdings wegen Vernachlässigung der Fürsorge- und Aufsichtspflicht das Sorgerecht entzogen werden. Dass dies bei den Eltern des 13-Jährigen geschehen wird, ist anzunehmen, denn zu den 50 Fällen, in denen er von der Polizei erwischt wurde, gehörten unter anderem Raub, Erpressung, gefährliche Körperverletzung und Diebstahl.

Ähnlich wie die CDU fordert auch die konservative Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) eine härtere Gangart. Ihr Landesvorsitzender Rolf Taßler sprach sich ebenfalls dafür aus, das Strafmündigkeitsalter von 14 auf 12 Jahre herabzusetzen. Immer wieder sei festzustellen, dass ältere Kinder genau wüssten, dass ihnen strafrechtlich nichts passieren könne. FELIX LEE

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