: Bundeskanzler beschwört den Aufschwung
Schröder verbreitet auf Hannover-Messe Optimismus: „Es geht voran.“ Maschinenbauer bekommen wieder Aufträge
HANNOVER taz ■ Der Deutsche Maschinenbau wartet pünktlich zum Start der Hannover Messe 2004 mit guten Nachrichten auf: Um 12 Prozent seien die Auftragseingänge im letzten Quartal gestiegen, sagte Verbandspräsident Diether Klingelnberg gestern auf dem hannoverschen Messegelände. Die Branche will sogar Ingenieure und Facharbeiter einstellen, Jobs für wenig Qualifizierte in Deutschland aber weiter abbauen. Um 2 Prozent glauben die Mitgliedsfirmen des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau in diesem Jahr zulegen zu können.
Bundeskanzler Gerhard Schröder, der zur gleichen Zeit auf der Investitionsgüterschau seinen traditionellen Eröffnungsrundgang absolvierte, kamen die guten Zahlen der Maschinenbauer gerade recht. Auf der Industriemesse bestätige sich, was bereits auf der Cebit sichtbar geworden sei, beschwor der Kanzler wie jedes Jahr den Aufschwung: „Nämlich dass es wirklich vorangeht auf den Märkten weltweit in Europa, aber auch in Deutschland.“
Das etwas verbesserte Konsumklima lässt nach Schröders Worten zwar „noch etwas zu wünschen übrig“. Es gebe aber ein „deutlich verbessertes Klima für Investitionsgüter“. Die deutsche Industrie sei nicht nur im Export erfolgreich. Auch das Investitionsklima auf dem Binnenmarkt habe sich deutlich verbessert hat. Das alles soll nach dem Willen des Kanzlers „dazu führen, dass der Aufschwung, der im ersten Quartal sichtbar geworden ist, sich auch fortsetzen und verstärken wird, insbesondere im dritten und vierten Quartal“.
Die Messe selbst, die der Kanzler traditionell mit einer Rede am Sonntagabend und dem Rundgang am Montagmorgen eröffnete, fällt allerdings noch einmal kleiner aus als in den Vorjahren. Nur noch 5.040 Austeller, 1.200 weniger als 2003, sind auf den Ständen präsent. Weil nur noch rund 200.000 Besucher erwartet werden, spricht auch der Veranstalter, die Deutsche Messe AG, nicht mehr von der größten Industriemesse der Welt, sondern von einer weltweit einmaligen Leitmesse für Technologie, Innovation und Automation.
An die Stelle der Kräne, Werkzeugmaschinen, Industrieroboter oder Lampen und Leuchten, die einst das Bild auf dem Messegelände bestimmten, ist ein Technologiebaukasten getreten, der sich mittlerweile in acht sehr speziellen Teilausstellungen in Hannover präsentiert: Unternehmen können ihre Produktionsanlagen samt Steuerungen zusammenkaufen, fertige Produkte sieht man kaum noch.
Bundeskanzler Schröder besuchte gestern als Erstes einen Hersteller von Photovoltaikanlagen und ließ sich dann geduldig über pneumatische Muskeln, Messsonden und Steuerungssoftware informieren.
Für den vom ihn beschworenen Aufschwung sieht der Kanzler allerdings auch noch Gefahren. Auch „aus weltwirtschaftlichen Erwägungen“ brauche man eine Stabilisierung im Irak und in Palästina, sagte er in seiner Eröffnungsrede. Wenn man die Gewaltsituation im Nahen und Mittleren Osten deeskalieren könne, würden positive Tendenzen in der Weltwirtschaft nachhaltiger spürbar. „Schaffen wir es nicht, wird es schwieriger werden.“ JÜRGEN VOGES
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