piwik no script img

Hamburg kauft für Flüchtlinge ein

Der Senat gibt erstmals zu, dass Beamte der Ausländerbehörde in Guinea Passersatzpapiere besorgt haben

Der Hamburger Senat hat Berichte von Jungle World und taz bestätigt, nach denen Beamte der Ausländerbehörde im Juli 2008 nach Guinea gereist sind, um dort Passersatzpapiere für staatenlose Flüchtlinge zu kaufen. Pro „Rückreisedokument“ seien 250 Euro bezahlt worden, so der Senat in einer Antwort auf eine Anfrage aus der Linken-Fraktion. Insgesamt seien von den Hamburgern vier solcher Dokumente gekauft worden. In einem Fall sei die Abschiebung anschließend vollzogen worden.

In allen Fällen seien die Flüchtlinge zuvor von einer „Expertendelegation“ aus Guinea als guineische Staatsbürger identifiziert worden. Tatsächlich fand im Sommer 2007 in Braunschweig eine Anhörung statt, bei der auch Flüchtlinge aus dem Hamburger Einzugsbereich vorgeführt wurden. Allerdings distanzierte sich die guineische Regierung später von der Delegation, worauf sich die guineische Botschaft weigerte, Passersatzpapiere auszustellen. Ohne solche Papiere darf kein Flüchtling abgeschoben werden.

„Man macht Bürger und Bürgerinnen dieser Stadt schlichtweg zu Staatsangehörigen irgendeines Landes, um sie wegzukriegen“, sagt Linken-Abgeordneter Mehmet Yildiz. Amnesty international schätze Guinea „als eines der korruptesten Länder der Welt“ ein. „Dies sollte die Hamburger Ausländerbehörde wissen.“

Tut sie womöglich auch. Die Behörde, schreibt der Senat, verfüge über „ausgeprägte Landeskenntnisse“. WIE

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen