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Erholsame Reise

Reiseversicherungen: Pakete gehören nicht ins Gepäck. Man sollte lieber gezielt die einzelnen Risiken decken. Was wird angeboten und was ist davon zu halten? Wie teuer sind günstige Angebote?

VON WOLFGANG REUTER

Nur noch wenige Wochen – dann beginnen die Ferien. Zur Reiseplanung gehört die Überlegung, ob ein spezieller Versicherungsschutz erforderlich ist. Häufig stellt sich diese Frage bereits im Reisebüro, wenn der Flug oder die Pauschalreise gebucht wird. Gern versucht man dort, gleich eines der beliebten „Rundum-Sorglos-Versicherungspakete“ zu verkaufen. Darauf sollten sich Reisende aber nicht einlassen. Verbraucherschützer bezeichnen diese Versicherungspakete als eine Mischung aus sinnvollen und überflüssigen Versicherungen. Sie empfehlen: Statt für nutzlose Versicherungen unnötig Geld auszugeben, sollten bestehende Risiken gezielt abgesichert werden.

Unerlässlich ist eine Auslandsreisekrankenversicherung für gesetzlich Versicherte. Zwar bestehen mit den meisten europäischen Staaten Sozialversicherungsabkommen. Das heißt, dass sich Versicherte für Reisen in diese Länder einen so genannten Auslandsreisekrankenschein bei ihrer Kasse besorgen können, der zur Behandlung bei Ärzten und im Krankenhaus berechtigt. Der Haken: Häufig wird er von den Ärzten nicht akzeptiert, die dann nur gegen Bares behandeln. Auf Fernreisen sind Kassenpatienten ohne jeglichen Versicherungsschutz. Für privat Versicherte ist eine Auslandsreisekrankenversicherung dann sinnvoll, wenn die Versicherungsbedingungen einen medizinisch notwendigen Rücktransport ausschließen. Wer häufiger ins Ausland reist, fährt mit einer Jahresversicherung, die sich automatisch verlängert, am besten. Sie gilt für beliebig viele Reisen, von denen allerdings keine länger als sechs Wochen dauern darf. Erhältlich ist sie für weniger als zehn Euro.

Die Reiserücktrittskostenversicherung springt ein, wenn die gebuchte Reise aus wichtigen, unvorhersehbaren Gründen nicht angetreten werden kann und der Reiseveranstalter Stornogebühren fordert. Die sind zeitlich gestaffelt. Je kurzfristiger die Absage erfolgt, umso höher fallen sie aus. Wichtige Gründe sind: plötzlich eintretende schwere Krankheit, Unfall, Schwangerschaft oder Tod der versicherten Person. Eine Rücktrittskostenversicherung kann bei teuren Pauschalreisen sinnvoll sein oder für Familien, die mit Kindern reisen. Bei ihnen vervielfachen sich die Stornokosten, da sie für jede Person der Reisegruppe anfallen. Auch für Frühbucher kann diese Versicherung bedenkenswert sein. Für Individualreisende, die zum Beispiel nur einen Flug gebucht haben und alles Weitere in ihrem Reiseland selbst organisieren, ist diese Versicherung kaum sinnvoll. Die Stornokosten für ein Flugticket, insbesondere bei Linienflügen, sind auch bei kurzfristigem Rücktritt relativ gering. Die Versicherung zahlt nicht, wenn die Reise aus individuellen Sicherheitserwägungen, etwa wegen Unruhen oder einer Epidemie im Reiseland, storniert wird. Voraussetzung für den kostenlosen Rücktritt von einer Pauschalreise ist eine offizielle Reisewarnung des Auswärtigen Amtes (www.auswaertiges-amt.de). Es gibt nur wenige Anbieter. Kosten bei einem Reisepreis von 1.500 Euro: ab 20 bis 25 Euro.

„Kostet viel und nutzt wenig“, lautete das Fazit der Stiftung Warentest in Sachen Reisegepäckversicherung. Die Versicherungsbedingungen erlauben den Gesellschaften im Schadensfall häufig, wegen „Fahrlässigkeit“ der Geschädigten keine Leistungen erbringen zu müssen. Voraussetzung für eine Leistungspflicht der Reisegepäckversicherung ist, dass Versicherte so gut auf ihre Habe aufpassen, dass nichts passieren kann. Wenn ohnehin nichts passieren kann – warum dann aber Geld für eine Versicherung ausgeben? Empfehlung: Nichts Wertvolles mit auf die Reise nehmen. Dann kann es nicht abhanden kommen und braucht nicht versichert zu werden. Bei einem Einbruch in ein Hotelzimmer oder eine Ferienwohnung ersetzt eine bestehende Hausratversicherung die entstandenen Schäden. Voraussetzung: Sie gilt weltweit. Das steht in den Versicherungsbedingungen.

Die private Haftpflichtversicherung ist eine der wichtigsten Versicherungen überhaupt. Jeder sollte sie zu seinem Schutz abgeschlossen haben. Denn: Wer einen Dritten schädigt, muss haften. Eine spezielle Reisehaftpflichtversicherung hingegen ist überflüssig. Der Schutz einer Haftpflichtversicherung gilt in der Regel weltweit. Das steht in den Versicherungsbedingungen. Eine private Haftpflichtversicherung gibt es ab etwa 50 Euro.

Bei der Reiseunfallversicherung gilt Ähnliches wie bei der Reisehaftpflichtversicherung: Entweder man hat eine Unfallversicherung oder man hat keine. Das Unfallrisiko ist im Ausland kaum größer als hierzulande. Wer sich gegen das Risiko von Unfällen absichern will, sollte dies ganzjährig tun. Da bestehende Unfallversicherungen meist weltweit gelten, besteht im Urlaub kein weiterer Bedarf.

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