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Verschlossene Auster für die Hypobank

Netzwerk Recherche: Unternehmen schränken die Berichterstattung von TV und Radio immer mehr ein

HAMBURG taz ■ Aktiengesellschaften sind per Gesetz zu größtmöglicher Transparenz angehalten. Wie ernst sie diese Verpflichtung nehmen, lässt sich beispielsweise alljährlich bei den Jahreshauptversammlungen der im DAX notierten deutschen Börsenprimusse besichtigen: Von den 30 DAX-AGs schließen 29 Radio und TV von einer umfassenden Berichterstattung über die Veranstaltung aus.

Stellvertretend erhielt am Samstag die HypoVereinsbank die Verschlossene Auster, den Ehrenpreis des Netzwerks Recherche für Info-Blocker in Wirtschaft und Politik. Die Ausschlusspraxis schränke „die Freiheit der Presse in einem wesentlichen Punkt ein“, so das Netzwerk Recherche. Alle DAX-Unternehmen – mit Ausnahme des Sportartikelherstellers Adidas-Solomon – untersagen es Radio- und TV-Journalisten, die Aussprache der Aktionäre mit dem Vorstand aufzuzeichnen. Denn wenn überhaupt kommt hier – wie unlängst bei der Deutschen Bank – schmutzige Wäsche auf den Tisch. Gefilmt und mitgeschnitten werden soll dagegen der Weiße-Weste-Teil: Von der Rede des Vorstandsvorsitzenden, garniert mit Selbstbeweihräucherung und Ausblicken in die erfolgreiche Unternehmenszukunft, wird die HypoVereinsbank „wie bisher“ gern „einen Mitschnitt zur Übertragung im Fernsehen oder Hörfunk zur Verfügung […] stellen“, schrieb Hypo-Aufsichtsratschef Albrecht Schmidt als Antwort auf eine Beschwerde des Bayerischen Journalistenverbands.

Das Netzwerk Recherche ließ Schmidt wissen: „Für eine objektive Berichterstattung bedarf es meines Erachtens auch keiner umfassenden Ton- und Bildaufnahmen. Wie Sie wissen […], stehe ich mit dieser Ansicht nicht allein.“ Das ist leider wahr. STG

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