: Ein smarter Gegner der Folter
Da sich Eric Holders Bestätigung durch den US-Kongress lange hinzog, ist er in Washington nur noch einer unter vielen, die den Zusatz „der erste afroamerikanische…“ erhalten. In seinem Fall der erste schwarze Generalbundesanwalt und damit Justizminister der USA. Seine Ernennung sei ein Stück des Traums von Martin Luther King, jubelte ein demokratischer Senator nach Holders Bestätigung am Montag. Nämlich dem, dass jeder nach seinem Charakter beurteilt werde und nicht nach der Hautfarbe. In Holders Fall war es ein Glück, dass die Senatoren ihn aufgrund seiner angenehmen Persönlichkeit beurteilten und nicht nach den Ausrutschern der Vergangenheit. Doch weder der Kongress noch die US-Medien hatten große Lust, in dem Kapitel der skandalumwitterten Clinton-Ära herumzustochern, in der Holder schon einmal im Weißen Haus diente.
Der 58-Jährige war nämlich 1997 unter Bill Clinton in den Rang des Vizegeneralbundesanwaltes aufgestiegen, nachdem der Präsident ihn 1993 zum Generalstaatsanwalt des Hauptstadtbezirkes Washington befördert und schließlich ins Weiße Haus geholt hatte. Aus dieser Zeit stammt auch der Fleck, der Holders Traumkarriere eines Kindes aus der New Yorker Bronx beschmutzt. Der smarte Jurist geriet in die Strudel der Clinton’schen Vetternwirtschaft. Holder, der dem demokratischen Präsidenten seinen steilen Aufstieg verdankte, konnte wohl nicht anders, als in den letzten Tagen der Amtszeit Clintons die Begnadigung von Marc Rich durchzuwinken. Wie ein Untersuchungsbericht von 2003 zeigte, war es Holder, der Clinton das grüne Licht für die Begnadigung des seit über einem Jahrzehnt auf der FBI-Fahndungsliste stehenden Rich gab. Rich war Ölhändler, Steuerflüchtling und hatte während des US-Geiseldramas mit dem Iran gedealt. Zufällig aber war Richs Exfrau großzügige Spenderin für diverse Clinton’sche Projekte, sodass Richs Begnadigung den Beigeschmack der Bestechung bekam.
Holder, Vater dreier Kinder, hat in seiner Karriere auch viele begrüßenswerte Entscheidungen getroffen und sich für den Schutz der Bürgerrechte stark gemacht. Er ist gegen die Todesstrafe und das Recht auf Waffenbesitz. Im Amt geht er mit diesen polarisierenden Dauerdebatten allerdings pragmatisch um. Ein Wesenszug, der ihn schnell zum Newcomer-Kandidaten Barack Obama finden ließ, dessen Kampagne er ab 2007 als Berater und Sprecher in Rechtsfragen diente. Dass er Folterpraktiken, wie sie die Bush-Administration guthieß, strikt ablehnt, besiegelte den Deal. Mehr, so schien es, wollte der Kongress dann gar nicht hören.
ADRIENNE WOLTERSDORF
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