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Liberia begrüßt Intervention

Erste Einheiten der westafrikanischen Friedenstruppe mit UN-Mandat sind in Liberia gelandet. Regierung und Rebellen befürworten Truppeneinsatz. Hoffnung auf Ende der Belagerung Monrovias

MONROVIA/BERLIN afp/taz ■ Unter dem Jubel der anwesenden Liberianer sind gestern die ersten Einheiten einer westafrikanischen Eingreiftruppe in Liberia gelandet. Ein Hubschrauber setzte auf dem internationalen Flughafen Robertsfield 50 Kilometer außerhalb der Hauptstadt Monrovia 21 nigerianische Soldaten aus Sierra Leone ab, wo sie zuvor bei der UNO als Blauhelme gedient hatten. Die Nigerianer bezogen mit ihren Gewehren im strömenden Regen Stellung im Gras, beäugt von zahlreichen Journalisten. Insgesamt landeten gestern mehrere hundert nigerianische Soldaten – Vorhut einer Friedensmission der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas).

Die Vorhut soll zunächst den Flughafen sichern, damit weitere Elemente der westafrikanischen Friedenstruppe Ecomil eingeflogen werden können. Bis Ende August will die Ecowas rund 3.250 Soldaten in Monrovia stationiert haben, um einen Waffenstillstand zwischen Regierungsarmee und Rebellen zu überwachen. Das Zentrum der liberianischen Hauptstadt wird von der Rebellenbewegung Lurd (Vereinigte Liberianer für Versöhnung und Demokratie) belagert, die Liberias Präsident Charles Taylor stürzen will. 1,3 Millionen Menschen sind in Monrovia eingekesselt, von denen hunderttausende nichts zu essen haben.

Beide Kriegsparteien begrüßten die Truppenentsendung. Die Regierung Taylor, die den Flughafen und die Straße nach Monrovia kontrolliert, schickte Verteidigungsminister Daniel Chea, um die Vorhut willkommen zu heißen. Lurd-Führer Sekou Conneh sagte in Rom, seine Kämpfer würden Monrovia an die Ecomil übergeben. Offen blieb, ob das heißt, dass die Rebellen Monrovia vorher noch einnehmen wollen.

Hilfswerke begrüßten ebenfalls die Truppenentsendung, forderten aber schnelles Handeln zur Versorgung der Bevölkerung. Das UN-Welternährungsprogramm WFP forderte die Einrichtung eines „humanitären Korridors“, um Zugang zu seinen Lebensmittelvorräten zu erhalten, die seit der Eroberung des Hafens von Monrovia durch die Rebellen am 19. Juli nicht mehr zugänglich sind. Das britische Hilfswerk Merlin in Liberia äußerte jedoch scharfe Kritik an der UNO. Das WFP habe versäumt, seine Vorräte rechtzeitig an einen sicheren Ort zu bringen, wie dies andere Hilfswerke getan hätten, sagte Merlin-Chef Magnus Wolfe-Murray. „Wegen der schlechten Planung haben die Leute nichts zu essen.“ D.J.

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