: Hinhaltetaktik in Italien
Wieczorek-Zeul fordert Freilassung der inhaftierten „Cap-Anamur“-Besatzung. Dem Schiff droht Verschrottung
BERLIN afp/dpa/ap ■ Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) hat erneut die Freilassung der in Italien inhaftierten Besatzung des Flüchtlingsschiffs „Cap Anamur“ gefordert. Ein ursprünglich für gestern geplanter Haftprüfungstermin sei von den italienischen Behörden auf heute verschoben worden, erklärte Wieczorek-Zeul gestern. Sie warf Italien eine „unerträgliche Hinhaltetaktik“ vor. Es sei nicht hinnehmbar, dass Rom „Mitglieder einer engagierten Nichtregierungsorganisation wie Kriminelle“ behandle.
Cap-Anamur-Gründer Rupert Neudeck forderte ebenfalls die Freilassung der Besatzungsmitglieder, übte aber auch Kritik am Vorgehen der Hilfsorganisation bei dem Flüchtlingsdrama. Nach der Aufnahme der 37 afrikanischen Schiffbrüchigen im Mittelmeer wäre es besser gewesen, einen deutschen Hafen anzusteuern. Von dort hätte man die Flüchtlingsproblematik der deutschen Öffentlichkeit besser erklären können.
Dem Schiff „Cap Anamur“ droht im Extremfall die Verschrottung. Dem italienischen Gesetz zufolge können Schiffe, mit denen illegale Einwanderer ins Land gebracht worden sind, konfisziert und anschließend verschrottet werden, berichteten italienische Medien gestern.
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