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Favorit Frühauf wird ausgeknockt

Der brave Parteisoldat Dirk Nockemann rückt in der Innenbehörde eins rauf. Fraktionschef bleibt, was er ist

Den ganzen Tag über war gestern Fraktionschef Norbert Frühauf als Favorit für den Posten des Innensenators gehandelt worden. Die Überraschung dann am Abend: Die Fraktion beschloss, Frühaufs Stellvertreter Dirk Nockemann zum Senatorkandidaten zu küren. Eventuell war gegen Frühauf ausschlaggebend, dass er noch mit einem strafrechtlichen Ermittlungsverfahren rechnen muss. Gegen ihnermittelt die Staatsanwaltschaft, weil er vor Gericht eine Falschaussage gemacht haben soll.

Frühauf hatte gegen die Rechtsanwältin Christiane Yüksel auf Unterlassung geklagt, weil sie ihn antisemitischer und rassistischer Äußerungen in der gemeinsamen Studienzeit bezichtigt hatte. 1989 soll Frühauf als Student vor Seminarteilnehmern gesagt haben, er könne „Hitler wegen der Juden verstehen: Mir wird körperlich unwohl, wenn im Supermarkt ein Türke hinter und ein Pole vor mir steht.“ Da dies nicht eindeutig zu beweisen war, hat das Gericht dem Antrag Frühaufs stattgegeben. Yüksel hat Rechtsmittel eingelegt – über den Fall entscheidet jetzt das Oberlandesgericht. Parallel wird die Frage geprüft, ob Frühauf bei dem Prozess log.

Dirk Nockemann war bis zuletzt eher für den Posten des Innenstaatsrats gehandelt worden. Er leitete bisher das Büro Ronald Schills in der Innenbehörde und ist bei aller Farblosigkeit, die er mit Frühauf teilt, zumindest einer, der die Behörde demnach schon kennt. Vor der Bürgerschaftswahl war Nockemann in Mecklenburg-Vorpommern für die Erstaufnahme von Flüchtlingen zuständig: Seine rigide Haltung in Sachen Abschiebung hatte er damals schon inne. EE/AHA

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