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Der Ton macht die Musik

Die Firma Apple verbietet einem Konkurrenten, digitale Musikstücke für ihre „iPod“-Abspielgeräte zu verkaufen

Autos kann man an jeder Tankstelle auftanken, überall parken, sie fahren auf jeder Straße, sogar auf privaten Feldwegen, man kann sie nach links und nach rechts steuern, ganz wie man möchte. Und wenn etwas kaputt ist, können sie in der nächstbesten Werkstatt repariert werden – so weit, so bewährt.

So weit sind die Hersteller digitaler Musik noch nicht. Bauten sie Autos, dürften wir einen Sony nur mit Sony-Benzin auftanken und auf Sony-Straßen fahren. Linksabbiegen wäre verboten. Natürlich würde niemand so ein Auto kaufen. Das leuchtet normalerweise selbst Musikmanagern ein, aber sie denken, bei der Musik sei es anders. Das ist falsch. Kein Mensch kauft freiwillig ein Stück Musik, das nicht mit allen dafür gebauten Geräten überall und so oft gehört werden kann, wie man möchte. Genauso verhalten sich die Käufer digitaler Musik tatsächlich. Sie haben bezahlt, das Stück gehört ihnen, und nun machen sie damit, was man mit digitaler Musik machen kann. Kopieren und komprimieren zum Beispiel, um sie im Internet zu übertragen, denn genau das ist der eigentliche Zweck dieser Technik: Analog gespeichert klänge die Musik zwar schöner, aber man könnte sie nicht ohne Verlust kopieren und schon gar nicht im Internet übertragen.

Weil das so ist, gibt es ständig wachsende Tauschnetze und CD-Brenner nach besseren und schlechteren Verfahren, so wie es bessere und schlechtere Autos gibt. Mag sein, dass die spezielle Audio-Kompression, die Apple in seinen „iTunes-Shops“ und den „iPod“-Abspielgeräten einsetzt, ziemlich gut ist. Dieser Meinung war offenbar auch die Firma „Real Networks“.

Sie möchte Musiktitel online verkaufen, die auch ein iPod abspielen kann. Aber die Anwälte von Apple haben ihr das verboten – und die Techniker von Apple kündigen an, dass sie „beim nächsten Update“ der iPod-Software eine Sperre dagegen einbauen wollen. Mit einem Apple darf man nur auf Apple-Straßen fahren, dafür sorgen schon jetzt technische Manipulationen, „Digital Rights Management“ genannt, die das Linksabbiegen verhindern.

Leider ist daran nichts so revolutionär, wie der Apple-Boss Steve Jobs und seine Fangemeinde glauben. Jobs bleibt nur sich selbst treu. Einst hatte er sämtlichen Computer-Konstrukteuren so lange verboten, seine (ziemlich guten) Macintoshs nachzubauen, bis seine eigene Firma beinahe pleite war.

Denn auch Computer sind wie Autos. Man möchte auch mal rückwärts fahren dürfen, ohne vorher das Modell wechseln zu müssen. NIKLAUS HABLÜTZEL

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