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„Wortschatz ist nicht Alles“

Deutsch-als-Zweitsprachen-Expertin Heidi Rösch über erfolgreiche Sprachförderung für MigrantInnen und den grammatischen Alltag in der Schule

taz: Vier Wochen Sommercamp mit sprachsystematischem Unterricht können eine Sprachförderung im Schulalltag nicht ersetzen. Woran hapert es? Heidi Rösch, Weiterbilderin für Deutsch als Zweitsprache: Lehrer achten immer nur auf den Wortschatz. Die Pronomen und Strukturwörter aber sind das Problem. Ohne die hat das Kind Schwierigkeiten, den Sinn zu verstehen.

Ein größerer Wortschatz ist also nicht das erste Ziel?

Nein. Man muss die Kinder anleiten, die Sprache grammatikalisch differenziert zu verwenden – und ihnen dabei Hilfen anbieten. Zweitsprach-Kinder antworten in Ein-Wort-Sätzen. Sie vermeiden regelrecht, sprachliche Beziehungen herzustellen.

Wie reagiert ein guter Lehrer darauf?

Sagt das Kind „Schaukel“, fragt er nach: „Wo sitzt du?“ Und bietet gegebenenfalls an: „Auf, unter oder über der Schaukel?“

Das klingt nicht kompliziert.

Das ist auch nicht kompliziert, das ist eine Frage des Bewusstseins. Man braucht aber ein geschultes Ohr dafür. Versuche mit Lehrern in Berlin haben gezeigt: Die hören das schlicht nicht. Und die Frage ist auch: Wie weit kann ich meinen Unterrichts-Inhalt auch mal zurückstellen für die Spracharbeit.

Grammatik-Unterricht ist doch echt öde.

Nein. Spielerisch die Sprache zu erfahren ist für Kinder nicht komisch. Es steht und fällt mit der Lehrkraft und deren Verhältnis zur Grammatik. Interview: sim

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