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RBB sucht Stasi

Intendantin beantragt Überprüfung von leitenden und prägenden Mitarbeitern auf eine Mitarbeit bei der Stasi

Erstmals sollen Mitarbeiter einer früheren westdeutschen ARD-Rundfunkanstalt systematisch auf mögliche Stasi-Mitarbeit überprüft werden. Die Intendantin des neuen, durch Fusion von SFB und ORB entstandenen Senders RBB, Dagmar Reim, werde eine Überprüfung leitender und programmprägender Mitarbeiter durch die Birthler-Behörde veranlassen, teilte der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) am Dienstag mit.

Der Rundfunkrat hatte am Montagabend die Stasi-Überprüfung von Mitarbeitern des früheren Senders Freies Berlin (SFB) empfohlen. Hierfür sollen auch die aus den USA übergebenen Rosenholz-Daten herangezogen werden. Überprüft werden sowohl fest angestellte als auch freie Mitarbeiter. Wie viele der rund 1.750 RBB-Mitarbeiter sich dem Verfahren stellen sollen, stehe noch nicht fest, sagte der Rundfunkratsvorsitzende Bertram Althausen. Anliegen der Überprüfung sei die Vertrauensbildung in der Öffentlichkeit. Anfragen sollen sich deshalb auf Mitarbeiter beschränken, die das Bild des RBB bei Hörern und Zuschauern prägen.

Der Rundfunkrat hat den Angaben zufolge auch eine Selbstüberprüfung der 30 Mitglieder des eigenen Gremiums und des RBB-Verwaltungsrates beschlossen. Die von politischen und gesellschaftlichen Organisationen sowie Kirchen und Religionsgemeinschaften entsandten Mitglieder sollen ihre Überprüfung selbstständig bei der Birthler-Behörde beantragen. Ergebnisse würden voraussichtlich nicht vor Ende 2004 vorliegen.

Bei den Vorgängeranstalten des RBB waren nur die Mitarbeiter des Ostdeutschen Rundfunks Brandenburg (ORB) zum Teil wiederholt überprüft worden. Beim Westberliner SFB wurden nur Mitarbeiter überprüft, die zuvor für den DDR-Rundfunk gearbeitet hatten. EPD

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