steffen grimberg : Aus! Es geht nicht!
Die Debatte um lukrative Nebentätigkeiten von TV-Mitarbeitern sollte zu Ende sein, bevor sie richtig anfängt
Dann ist ja alles in Butter: „Ich bin dafür, dass Nebentätigkeiten, die auch nur den Anschein erwecken, dass es Überschneidungen mit der journalistischen Arbeit geben könnte, generell nicht mehr genehmigt werden“, sprach der ARD-Programmdirektor.
Doch auch wenn Günter Struve eher unaufgeregt die Konsequenzen aus den aktuellen Vorwürfen gegen ARD-Sportkoordinator Hagen Boßdorf zieht: Das Problem ist damit nicht vom Tisch. Denn in der Sendergemeinschaft namens ARD ist Struve nur der Reichsverweser für weite Teile des Abendprogramms – und so auch zuständig für Sportkoordinator Boßdorf. Doch die wahre Herrschaft liegt weiterhin bei den IntendantInnen der 10 Länderanstalten. Eine gemeinsame Linie tut Not. Denn gerade im Sport häufen sich die Beanstandungen: Beim Hessischen Rundfunk musste im März Sportchef Jürgen Emig gehen, die Staatsanwaltschaft ermittelt. Emig soll von Sportverbänden Geld für die Übertragung ihrer Veranstaltungen erhalten haben. Beide – Emig wie Boßdorf – handelten selbst und erklärten ihren Rücktritt bzw. den Verzicht auf Nebentätigkeiten – als beide Fälle längst öffentlich diskutiert wurden.
Damit hier nicht der Eindruck entsteht, es ginge gewissermaßen um rein sportlichen Wettbewerb: Bums, das Hamburger Sonntagsblatt, das früher BamS hieß, prangerte am Wochenende mal wieder die gut honorierten Auftritte von „Mr. Tagesschau“ Jan Hofer bei diversen Unternehmen an. Das ZDF wiederum hat seit geraumer Zeit seine ganz eigene Debatte über „Kooperationen“ und damit verbundene Zahlungen von Firmen für den Einsatz ihrer Produkte in den Filmen und Serien der Anstalt.
Die Sender wissen natürlich um ihr Problem. Große Diskussion und monatelang tagende interne Kommissionen sind aber unnötig: Es geht nicht. Aus, Ende der Debatte. Unabhängig davon, ob im Einzelfall wirklich die Berichterstattung beeinflusst wird. In Zeiten des demnächst wieder anstehenden Gefeilsches um die Erhöhung der Rundfunkgebühren müsste dies den Anstalten eigentlich beizubiegen sein.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen