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Autokonzern Ford verschrottet Elektroautos

Vor sechs Jahren stieg der Konzern in die Produktion des Elektroautos „Think“ ein. Jetzt hat sich die Strategie geändert: 440 brandneue Exemplare werden verschrottet. Proteste von Umweltschützern in Norwegen und den USA

OSLO taz ■ Greenpeace-AktivistInnen haben gestern in Oslo vor der norwegischen Niederlassung des Ford-Konzerns protestiert. Ähnliche Aktionen der gleichen und anderer Umweltschutzorganisationen waren einen Tag vorher schon an mehreren Orten in den USA eingeleitet worden. Grund des Protests: Ford will 440 nagelneue Elektroautos verschrotten, weil sie nicht mehr in das Konzernkonzept passen.

Die Autos sind fahrbereit und für den europäischen Markt gebaut, sie haben einen Wert von jeweils 12.000 bis 18.000 Euro, und allein in Norwegen gibt es eine Warteliste von rund 200 InteressentInnen. Kein Anlass für Ford, sie auf den Markt zu bringen. Denn, so der norwegische Ford-Informationschef Jan Johansson: Der Konzern habe nun mal beschlossen, sich aus der Produktion von Elektroautos zurückzuziehen und stattdessen unter anderem auf die Wasserstoff-Technik zu setzen. KäuferInnen von Elektroautos hätten aber das Recht auf Ersatzteilversorgung. Weil man die nicht leisten könne, wolle man diesen Markt aus „praktischen Gründen“ nicht erweitern.

1998 war Ford in die Produktion von Elektroautos eingestiegen, hatte den Produzenten des norwegischen „Pivko“ aufgekauft und die Produktion eines eigenen Modells, des „Think“, begonnen. Ein Jahr später hatte man in Aurskog nahe Oslo eine neue Fabrik mit einer Jahreskapazität von 5.000 Elektroautos eingeweiht. Hier sollte, so der damalige Ford-Chef Jacques Nasser, die Wiege eines Konzepts stehen, das die Umweltbelastung durch den städtischen Autoverkehr revolutionär vermindern sollte.

Das Konzept ging nicht auf. Bei einem dem VW-Golf vergleichbaren Preis wurde in drei Jahren nur die Produktion eines einzigen Jahres abgesetzt. Hauptproblem des „Think“ war seine mangelnde Batteriekapazität. Nachdem man rund 150 Millionen Euro in den „Think“ investiert hatte, wurde vor zwei Jahren in Detroit der strategische Beschluss gefasst, sich ganz aus dem Sektor der Elektroautos zurückzuziehen. Die Fabrik in Aurskog wurde dichtgemacht, ein neuer Eigentümer plant im kommenden Jahr mit einer Weiterentwicklung des „Think“ auf den Markt zu kommen.

Wenn Ford die übrig gebliebenen Autos aus der „Think“-Produktion nicht verkaufen, sondern verschrotten will, ist dies laut Truls Gulowsen von Greenpeace-Skandinavien kein Alleingang. GM, Chrysler und Toyota hätten ähnliche Pläne, ihre unverkauften Elektroautos in die Schrottpresse zu bringen: „Sie haben sich wohl entschlossen, diese Autos aus dem Markt zu entfernen. Was ja ein wohlbekanntes Muster ist: Man kauft Konkurrenten auf, um sie dann zu schließen. Das dürfte auch Fords Hauptmotiv gewesen sein, den norwegischen Produzenten zu kaufen.“ In einer Presseerklärung schreibt Greenpeace: „Es ist nicht akzeptabel, dass Ford als einer der größten Autoproduzenten umweltfreundliche Technik so auf den Schrotthaufen schmeißt.“ Truls Gulowsen: „Ford hätte das Geld, die Technik und das Know-how, um ein leitender Akteur für umweltfreundlicheren Verkehr werden zu können. Aber es fehlt am Willen und an Visionen.“

REINHARD WOLFF

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