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Kommentar: Walsum muss schließenRüttgers gibt den Müller

Was CDU-Landeschef Jürgen Rüttgers am Sonntag Abend im Fernsehen sehen durfte, würde er gern selbst erleben: Beklatscht von Parteigängern einziehen in das Wahlstudio im Landtag, den Wählern dieses „stark sozialdemokratisch geprägten Landes“ danken für das Vertrauen, betont bescheiden die knirschenden Glückwünsche von Peer Steinbrück entgegen nehmen. Ja, so soll er werden, der 22. Mai 2005, der schönste Abend im Leben des Jürgen Rüttgers!

Um das zu erreichen hat Rüttgers genau zugeschaut beim saarländischen Unions-Ministerpräsidenten Peter Müller. Weil der im Montangebiet Saarland mit dem Ausstieg aus der Kohle punktete und die Sorgen der Menschen in den erbebenden Abbaugebieten aufgriff, macht Rüttgers das jetzt auch.

Drastisch und besorgt wie nie, fordert der Ex-Zukunftsminister den Abbaustopp unter dem Rhein, das Ende der Zeche Walsum. Auch in diesem Sommer seien Bruchkanten aufgetreten und Risse in den überhöhten Rheindeichen, das Grundwasser nehme Schaden durch Uferfiltrat und radioaktives Grubenwasser.

Und natürlich hat Rüttgers Recht mit seinem Appell – das erst nach politischem Druck von der Deutschen Steinkohle beschlossene Ausstiegsdatum 2009 kommt zu spät. Die Gefahr für Leib und Leben durch ein Megahochwasser über dem tiefer gelegten Land ist akut, also muss jetzt gehandelt werden! Rüttgers drastische Worte dürfen auch nicht als Wahltaktik abgetan werden – selbst wenn er sie sich deshalb zurecht gelegt haben sollte.

CHRISTOPH SCHURIAN

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