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Auf Wasser gebaut

Kölner Umweltdezernentin räumt erstmals Verstöße gegen Auflagen beim U-Bahn-Bau am Stadtarchiv ein

KÖLN taz ■ Knapp zwei Wochen nach dem Einsturz des Historischen Archivs der Stadt Köln hat Kölns Umweltdezernentin Marlies Bredehorst (Grüne) erstmals Verstöße gegen Auflagen beim Bau der U-Bahn eingeräumt. Danach hätten die beauftragten Firmen an der Baustelle Waidmarkt seit vergangenem September fünfzehn statt der genehmigten vier Brunnen gebaut, sagte Bredehorst am Sonntag. Das sei das Ergebnis der ausgewerteten Brunnenprotokolle. Zudem sei die pro Stunde genehmigte Wasserumschlagsmenge überschritten worden.

Inzwischen prüfen die Ermittler auch intensiv, ob ein Herstellungsfehler oder eine falsche Berechnung der Wände in der nahe gelegenen unterirdischen U-Bahn-Baustelle das Unglück ausgelöst haben könnten. Dabei waren zwei Menschen ums Leben gekommen

Ex-Baudezernent Bela Dören (SPD) kritisierte in der Süddeutschen Zeitung, dass erprobte Verfahren wie Unterwasserbeton oder Gefriertechniken nicht angewandt worden seien. Vermutlich aus Kostengründen hätten die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) stattdessen Techniken im Grundwasserbereich eingesetzt, die „eindeutig risikobehaftet“ seien. Dies sei möglicherweise die Ursache für Bodenverschiebungen und einen „hydraulischen Grundbruch“, der mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Einsturz des Archivs geführt habe.

Unterdessen werden die Bergungsarbeiten des verschütteten Archivs fortgesetzt. Mehr als 20 Prozent sollen bereits geborgen worden sein, ein Großteil davon sogar unversehrt. Unter den Fundstücken soll sich auch die zweite der beiden seltenen mittelalterlichen Handschriften des Philosophen Albertus Magnus befinden. PASCAL BEUCKER

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