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J‘accuse!

Auch wenn die Medien anderes behaupten: Längstnicht alle Männer wollen Frauen mit großen Brüsten

Es geht mich ja eigentlich nichts an. Frauensache. Denn die operative Optimierung körperlicher Attraktivität – vulgo: Schönheits-OP – ist nicht nur ein gewinnträchtiges Geschäft, an dem neuerdings auch die Medien beteiligt sind. Es ist auch das erste und einzige Geschäftsmodell, in dem Frau zwei Rollen gleichzeitig übernimmt: die der Kundin und die des Produktes.

Und die Kundin, bekanntlich Königin, wünscht sich immer häufiger, Produkt männlicher Fantasien zu sein. Was wiederum automatisch zu größeren Brüsten führt. Weil, wie in den Medien immer wieder augenzwinkernd betont wird, „die Männer drauf stehen“. Weswegen es mich eben doch etwas angeht, so als Mann.

Möglichst monumental wünscht sich der Mann also die sekundären weiblichen Geschlechtsmerkmale, basta. Jeder Einspruch gegen diesen common sense wirkt wie eine Verirrung, eine pathologische Abweichung. Über das gängige Ideal herrscht nicht nur unter Männern, sondern auch zwischen den Geschlechtern ein schlüpfriges Einvernehmen. Deshalb könnte ich noch eloquent ethische, ästhetische oder soziale Einwände ins Feld führen – es würde doch wie eine höfliche Lüge klingen, weil, hey, eigentlich stehste doch drauf, zwinkerzwinker.

Aus dieser diskursiven Zwickmühle könnte ich, so als Mann, also nur mit einem triebgesteuerten Appell an die Frauen entrinnen: Es gibt Männer, die lieben kleine Brüste! Ich auch! Doch, doch, die stehen drauf! Denen bricht es förmlich das Herz, wenn kleine, hängende, schielende oder sonstwie individuelle Brüste ohne Not ersetzt werden durch groteske Prothesen!

Eine gute Freundin, selbst Körbchengröße D, meinte kürzlich: „More than a mouthfuil is wasted“. Darf ich mich da anschließen, ganz unumwunden und lüstern? Nein? Dann macht doch, was ihr wollt. Es geht mich ja sowieso nichts an. FRA

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