: SPD setzt auf das Ruhrgebiet
Bei der Kommunalwahl verliert CDU nach ersten Hochrechnungen im Land sechs Prozent. SPD fährt schlechtestes Ergebnis der Nachkriegszeit ein. Grüne und FDP gewinnen. SPD an der Ruhr stärker
VON HOLGER PAULER UND NATALIE WIESMANN
Bei der Kommunalwahl in Nordrhein-Westfalen hat die CDU nach ersten Hochrechnungen etwa sechs Prozentpunkte verloren und liegt im Landesdurchschnitt bei 44,1 Prozent. Die Sozialdemokraten haben nur etwa zwei Prozent Verluste zu verzeichnen, erreichten aber damit das schlechteste Wahlergebnis bei einer NRW-Kommunalwahl seit der Nachkriegszeit. Offen war ob die Grünen das angestrebte zweistellige Ergebnis erreichen konnten: Sie kommen bei den letzten Hochrechnungen landesweit auf 10,1 Prozent. Der Grüne Landesvorsitzende Frithjof Schmidt sieht seine Partei als Gewinner der Wahl: „Das ist das beste Ergebnis der Geschichte. Rüttgers bekommt Probleme“. Die FDP konnte ebenfalls gewinnen und kam auf 6 Prozent. Die PDS verbesserte sich auf 1,2 Prozent. Die Rechten spielten landesweit keine Rolle. Im Ruhrgebiet verlor die CDU mehr als im Landesdurchschnitt, die SPD konnte in ihrer „Herzkammer“ teilweise die Ratsmehrheiten zurückerobern. „Was ich aus dem Ruhrgebiet höre, stimmt mich glücklich“, sagt SPD-Landesvorsitzender Harald Schartau.
BOCHUM
Klar vorne in der OB-Wahl lag die ehemalige Stadtkämmerin Ottilie Scholz (SPD). Die mutmaßliche Nachfolgerin von Ernst-Otto Stüber kam nach ersten Hochrechnungen auf 48,2 Prozent. Lothar Gräfingholt lag zuletzt bei 34,2 Prozent. Die SPD konnte auch bei den Ratswahlen punkten: Mit 41,9 Prozent liegt sie 11 Prozentpunkte vor der CDU, die auf 30,6 Prozent kommt. Die CDU liegt damit rund 10 Prozentpunkte unter dem Ergebnis von 1999. Die Grünen kommen auf 12 Prozent.
DORTMUND
Laut erster Hochrechnungen konnten die Verhältnisse in Dortmund aus SPD-Sicht wieder gerade gerückt werden. In ihrer Lieblingsstadt konnten die Genossen knapp 44 Prozent der Stimmen (plus zwei Prozent) holen. Die CDU kommt auf knapp 32 Prozent (minus 9,4 Prozent). Grüne erreichen 10,4 Prozent (plus 0,4 Prozent). Ob Oberbürgermeister Gerd Langemeyer (SPD) wie vor fünf Jahren in die Stichwahl muss, ist noch unklar. Letzter Stand: 49,7 Prozent. Herausforderer Frank Hengstenberg (CDU) lag bei 32,3 Prozent.
DÜSSELDORF
In der Landeshauptstadt konnte die CDU trotz Verluste wie erwartet ihre Vormachtstellung halten: Mit 43,5 Prozent (minus 6,1) liegt sie weit vor der SPD mit 31,1 Prozent (minus 4,1). Dafür konnten die Grünen hier ein zweistelliges Ergebnis einfahren: Sie konnten ihr Ergebnis von 7,1 Prozent 1999 auf 12,5 Prozent verbessern. Wenn die ersten Hochrechnungen bestehen bleiben, muss sich OB Erwin nicht noch einmal zur Wahl stellen. Er liegt mit 50,5 Prozent weit vor seiner SPD-Konkurrentin Gudrun Hock (36,5 Prozent)
DUISBURG
Nach Auszählung von mehr als der Hälfte der Stimmbezirke hat CDU-Herausforderer Adolf Sauerland die Nase vorn. Auf den 49-jährigen Oberstudienrat entfallen 39,4 Prozent der Stimmen. Die SPD-Oberbürgermeisterin Bärbel Zieling kommt auf 37,1 Prozent der Stimmen, die Grünen auf 9,3 Prozent. Auch bei der Ratswahl hat die SPD 6 Prozent verloren und die CDU ist stärkste Partei.
ESSEN
In Essen konnte die SPD mit 39,4 Prozent (plus 4,4 Prozent) die Ratsmehrheit zurückerobern. Die CDU stürzte von 49,4 Prozent 1999 auf 30,9 Prozent (minus 18,5 Prozent). Die Grünen konnten ihr Ergebnis leicht verbessern, die FDP blieb unter 5 Prozent. Dafür hat die PDS 5,3 Prozent der Stimmen für sich gewinnen können. Die Oberbürgermeister müssten sich nach ersten Prognosen einer Stichwahl stellen, Amtsinhaber Wolfgang Reiniger (CDU) liegt mit 43,6 Prozent nur drei Prozentpunkte vor seinem Konkurrenten Reinhard Paß (SPD).
GELSENKIRCHEN
Enger als erwartet lief es für Gelsenkirchens Oberbürgermeister Oliver Wittke (CDU). Nach einem Drittel der ausgezählten Stimmen lag er mit 43,5 Prozent der Stimmen knapp vor dem sozialdemokratischen Kandidaten Frank Baranowski (40,6 Prozent). Weit von dem Wittke-Ergebnis entfernt ist die Rats-CDU. Sie liegt bei 36 Prozent, die CDU bei 42 Prozent, Grüne kamen auf sieben Prozent.
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