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Private Militärfirmen auf dem Vormarsch

Die Söldner im Irak sind mehrheitlich für private Unternehmen aktiv. Studie warnt vor Einflussnahme auf US-Politik

BERLIN taz ■ Die meisten der im Irak agierenden privaten Militärfirmen arbeiten nicht für die US-Regierung und ihre Verbündeten, sondern werden von nicht-staatlichen Institutionen angeheuert. Einer gestern in Washington und London veröffentlichten Studie des British American Security Information Council (BASIC) zufolge gehören zu den Hauptauftraggebern der so genannten Private Military Contractors (PMCs) vor allem im Irak tätige Privatunternehmen. Von denen seien allerdings wieder viele im Auftrag der US-Regierung im Irak aktiv.

Die Forscher schätzen, dass insgesamt bis zu 6.000 Ausländer im Irak für private Militärfirmen tätig sind. Nicht eingerechnet seien darin die etwa 14.000 irakischen bewaffneten Angestellten, die für die Firma Erinys die Ölförderanlagen bewachen. Die größten unter den ausländischen Privatmilitärfirmen sind den Angaben zufolge Global Risk Strategies mit 1.200 Mann, Control Risk Group mit 750, Blackwater mit 600 und Triple Canopy mit 350 bewaffneten Kräften vor Ort. Den Markt im Irak teilen sich, nach Angaben der US-Streitkräfte, derzeit insgesamt 60 verschiedene Militärfirmen.

Die BASIC-Forscher weisen auf die neue Dimension des militärischen Outsourcing hin. „Waren PMCs vor einem Jahrzehnt noch auf afrikanische Kampfzonen beschränkt“, so die Bilanz, „nehmen sie nun eine führende Rolle in den Aktivitäten der einzigen Supermacht ein und sind zu einem zentralen Akteur im täglichen Leben Iraks geworden.“

Neben den bekannten Problemen, wie dem unklaren juristischen Status der PMCs und der mangelnden staatlichen Kontrolle, warnt der BASIC-Bericht auch vor dem wachsenden politischen Einfluss der privaten Militärfirmen auf die US-Politik. So hätten die zehn größten PMCs immerhin 32 Millionen Dollar für politische Lobbyarbeit in Washington ausgegeben. Zwölf Millionen Dollar seien von den Top-Ten der Söldnerfirmen zudem für den Wahlkampf der US-Parteien gespendet worden.

Während das Pentagon die Entwicklung selbst vorantreibt – schon weil sich mit PMCs, wie im Fall des Foltergefängnisses Abu Ghraib demonstriert, politische Verantwortung besser kaschieren lässt –, fürchtet es andererseits die Konsequenzen des Booms: Weil die nichtstaatlichen Auftraggeber sehr viel besser zahlen als die US-Streitkräfte, so stellt BASIC in seinem Bericht fest, sorgen sich die Militärplaner in Washington zunehmend um die Abwanderung teuer ausgebildeter Mitglieder ihrer Spezialtruppen. ERIC CHAUVISTRÉ

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