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Die Ausbildung der Billig-Jobber bleibt unklar

Langzeitarbeitslose sollen im sozialen Bereich eingesetzt werden. Bei der Qualifizierung gibt es aber noch „großen Klärungsbedarf“, kritisiert das Diakonische Werk. Arbeitsämter wollen entsprechende Kosten genau überprüfen

In drei Monaten soll der Startschuss für die Ein-Euro-Jobs bundesweit fallen – doch eine Frage ist noch weitgehend ungeklärt: die Ausbildung der Billigjobber.

„Wir sind von den Arbeitsämtern noch nicht zum Qualifizierungsbedarf gefragt worden“, wundert sich Ute Steigenberger. Wie und in welchem Umfang Job-Interessenten ausgesucht und geschult werden sollen, sei noch nicht entschieden, so die Pressesprecherin des Berliner Landesverbands des Diakonischen Werks. Dafür gebe es noch einen „zu großen Klärungsbedarf“. Zweierlei steht für Steigenberger fest: Langzeitarbeitslose für soziale Dienste zu schulen, sei nicht einfach. Und: „Unter neun Monaten Anstellung lohnt sich der Aufwand nicht.“

Vergleicht man die Ein-Euro-Jobbern mit Zivildienstleistenden, so werden letztere in der Tat umfassend geschult, zunächst an eigens dafür geschaffenen Zivildienstschulen, später vom Arbeitgeber. Je nach Einsatzbereich variiert die Anlernzeit von drei bis zu sieben Wochen. Wenn Langzeitarbeitslose künftig Plätze von Zivis einnehmen sollen – und die Qualität nicht sinken soll –, müssten die Billigjobber gründlich vorbereitet werden.

Damit nicht schlecht ausgebildete Dauerarbeitslose alte Menschen aus dem Rollstuhl heben oder auf die Toilette helfen, will der Paritätische Wohlfahrtsverband potenzielle ArbeitnehmerInnen in einem ersten Schritt sortieren. „Arbeitsmarktferne“ Personen, die längere Zeit arbeitslos sind und keine gute Ausbildung haben, sollen in Beschäftigungsmaßnahmen unterkommen. Das steht in einem ersten Konzeptpapier des Trägers, das der taz vorliegt. Diese könnten beispielsweise handwerkliche Tätigkeiten sein, erklärt Oswald Menninger, Geschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbands. „Arbeitsmarktnahe“ Personen hingegen, die gut ausgebildet sind und deren letzte Anstellung nicht länger als ein Jahr zurückliegt, sollen direkt im sozialen Bereich eingesetzt werden.

Auch die „Lebenshilfe für Menschen mit Behinderungen“ will ähnlich verfahren – und auf bestehende Strukturen zurückgreifen. „Wenn wir im Bewerbungsgespräch feststellen, dass sich die Person grundsätzlich für uns eignet, werden wir sie entsprechend schulen“, verspricht Mitarbeiter Carsten Krüger.

Bevor allerdings die Träger mit den Schulungen von Ein-Euro-Jobber beginnen können, gilt es noch die Finanzierungsfrage zu klären. Von den 500 Euro, die die Bundesagentur für Arbeit für einen Ein-Euro-Job veranschlagt, gehen 200 direkt an den Jobber. Die anderen 300 Euro sollen die Kosten decken, die dem Arbeitgeber durch Verwaltung und Fortbildung entstehen – im Prinzip, denn die 300 Euro sind eine Bis-zu-Grenze. Man werde genau überprüfen, welche Kosten im Einzelfall übernommen werden, betont Ellen Queisser, Pressesprecherin vom Arbeitsamt Nord.

Die Verhandlungen zwischen Anbietern der Billigjobs und den Arbeitsämtern dürften also noch für einigen Ärger sorgen. Laut Caritas sollen in Brandenburg einige soziale Einrichtungen lediglich 90 bis 100 Euro für bereitgestellte Jobs bekommen haben – obwohl die Caritas 300 Euro Aufwandsentschädigung lediglich als „ausreichend“ bezeichnet hat. Ähnliche Kosten hat auch der Paritätische Wohlfahrtsverband errechnet. Mit weniger Geld sei eine „anspruchsvolle Qualifizierung“ nicht zu leisten, glaubt Menninger. Und um die gehe es ja. Schließlich soll der Ein-Euro-Jobber seine Chancen auf dem ersten Arbeitsmarkt verbessern. Sollte das Arbeitsamt seiner Aufgabe, von Langzeitarbeitslosen nicht nur zu fordern, sondern sie auch zu fördern, nicht nachkommen, weiß Menninger schon eine Antwort: „Dann werden wir eben nicht mitmachen.“ INES KURSCHAT

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