: Autobombe tötet Schüler in Irak
Lieferwagen explodiert nahe Schule in Falludscha. US-Präsident Bush macht Saddam-Anhänger und ausländische Kämpfer für die Anschläge verantwortlich
WASHINGTON/BERLIN taz/afp ■ Bei einem Autobombenanschlag nahe einer Schule und einer Polizeistation sind in der zentralirakischen Stadt Falludscha gestern mindestens sechs Menschen getötet worden, unter ihnen einige Schüler. Ein Korrespondent berichtete von mindestens sechs Toten am Explosionsort. Das Fahrzeug der staatlichen Baufirma explodierte etwa 150 Meter von der Polizeistation entfernt. In der Region Falludscha im „sunnitischen Dreieck“, wo viele Anhänger des gestürzten Präsidenten Saddam Hussein leben, sind US-Militärs fast täglich Ziel von Angriffen.
In Bagdad ist ein Vizebürgermeister ermordet worden. Fares Abdel Rassak al-Assam wurde Sonntagabend von Unbekannten getötet, nachdem er von der Irak-Geberkonferenz in Madrid zurückgekehrt war, teilte die US-Armee gestern mit. Hinter der Serie von Selbstmordanschlägen vom Montag vermutet die US-Armee ausländische Kräfte. Einer der mutmaßlichen Täter habe einen syrischen Pass, sagte Brigadegeneral Mark Hertling.
Für die US-Regierung wird die Entwicklung im Irak immer bedrohlicher. Im Ausland und zu Hause enorm unter Rechtfertigungs- und Handlungsdruck, kündigte das Weiße Haus am Dienstagvormittag (Ortszeit) überraschend eine Pressekonferenz mit Präsident George W. Bush an. Es präsentierte sich ein unambitionierter und fahriger Präsident, der sich noch nicht mal bemühte, alten Wein in neuen Schläuchen zu verkaufen. Er machte Anhänger Saddam Husseins und ausländische Kämpfer für die jüngsten Anschläge in und um Bagdad verantwortlich und wiederholte ansonsten die Botschaft: „Wir werden uns nicht einschüchtern lassen und den Kurs halten.“ Doch wie dies geschehen soll, ob mit zusätzlichen US-Soldaten, wie mittlerweile auch hochrangige Generäle aus dem Pentagon fordern, darauf blieb Bush eine Antwort schuldig. Vielmehr wies der oberste Feldherr Verantwortung über eine solche Entscheidung von sich und meinte, dies müsste die Militärführung im Irak festlegen. Als Bush jedoch einräumte, dass der Irak gegenwärtig ein „gefährlicher Ort“ sei und diese Aussage später öfter nachdrücklich wiederholte, schimmerte erstmals ein neuer Realitätssinn durch. ms
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen