piwik no script img

Die nächste Pleite mit der „Topographie“

Baufirma ist insolvent. Strieder: Entwurf muss nun erneut abgespeckt werden. Weiss fürchtet Aufgabe des Projekts

Es bleibt dabei: Peter Strieder (SPD) hat kein glückliches Händchen bei der „Topographie des Terrors“. Mehr als drei Monate, nachdem der Bausenator die Kosten für das Dokumentationszentrum an der Niederkirchner Straße auf 39 Millionen Euro gedeckelt hatte, ging die auserkorene Baufirma Heibus Pleite. Das bestätigte gestern Strieders Sprecherin Petra Reetz. Kulturstaatsministerin Christina Weiss sprach von einem „herben Rückschlag“. Sie befürchte, dass die Berliner Baupolitik das Projekt aufgeben wolle. Das Dokumentationszentrum am Ort der Täter werde von der Bauverwaltung als „ungeliebtes Kind“ behandelt. Der Bund werde die Hälfte der Kosten aber nur tragen, wenn die Obergrenze von 39 Millionen Euro nicht überschritten wird.

Nun sind insolvente Baufirmen nichts Ungewöhnliches im Preiskampf auf den Berliner Baustellen. Auch die Firma Pegel & Sohn, bis vor kurzem noch zuständig für den Bau der Akademie der Künste, hat am 27. Oktober Konkurs angemeldet. Während Pegel & Sohn allerdings die schlechte Zahlungsmoral der Bauverwaltung für die Pleite verantwortlich macht, drückte die Bauverwaltung bei der Topographie von vornherein die Preise. So kam es, dass nur Heibus die von Strieder festgelegte Kostengrenze einhalten konnte.

Die Deckelung der Kosten war nötig geworden, nachdem die Baukosten exorbitant in die Höhe geschossen waren. Noch während der Grundsteinlegung im Jahr 1995 rechnete die Bauverwaltung mit 18,4 Millionen Euro. Später drohten die Kosten auf bis zu 55 Millionen Euro anzusteigen. Als Grund nannten der Architekt Peter Zumthor und beteiligte Baufirmen die Schwierigkeiten beim Bau der filigranen Betonstäbe. Nach jahrelangem Streit und vorläufigem Baustopp legte Zumthor einen vereinfachten Entwurf vor, den Strieder im August absegnete.

Doch mit dem anvisierten Weiterbau im Frühjahr und der geplanten Fertigstellung 2007 könnte es nun nichts mehr werden. Strieder wolle sich derzeit nicht festlegen, wann mit den Arbeiten begonnen werden könne, sagte Reetz. Der Grund: Das Projekt müsse nun noch einmal umgeplant werden. Gegenwärtig sei offen, ob die insolvente Baufirma den Auftrag ausführen werde oder nach einer Alternative gesucht werden müsse. Sollte Letzteres notwendig sein, stelle sich die Frage nach der Notwendigkeit einer Neuausschreibung, sagte Reetz. Für eine Neuausschreibung hatte sich bereits der Architekt ausgesprochen. Heibus sei „der einzige seriöse Bieter“ gewesen, sagte Zumthors Projektleiter, Rainer Weitschies.

Damit dürfte auch der Streit zwischen Bausenator und Architekt in eine neue Runde gehen. Es sei klar, dass der anspruchsvolle Entwurf Zumthors so nicht zum Zuge komme. Das Projekt habe nur noch in vereinfachter Form eine Chance, betonte Reetz. Strieder wolle darüber mit Zumthor reden. Einen Termin gebe es noch nicht. Zumthor war schon in der Vergangenheit wenig geneigt, Abstriche an seinem Entwurf hinzunehmen. Bei einer Weigerung, hieß es aus der Bauverwaltung, würde Strieder für einen einfachen Funktionsbau plädieren, um das Projekt doch noch zu retten. Ursprünglich sollte die Topographie bereits 1998 eröffnet werden. WERA

meinung und diskussion SEITE 11

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen