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Luft aus dem Sack

IG Metall fordert per Tarifvertrag Standortsicherung beim Airbag-Hersteller Autoliv in Elmshorn. Ein Streik könnte deutsche Autoindustrie lahm legen

von KAI VON APPEN

Im Konflikt um die geplante Entlassung von 353 Beschäftigten bei der Firma Autoliv in Elmshorn hat die IG Metall Unterelbe grünes Licht zur Durchsetzung eines Ergänzungstarifvertrages „Standortsicherung und Transfergesellschaft“ bekommen. Der Chef der örtlichen IG Metall, Uwe Zabel, hat die Unternehmensleitung zur Aufnahme von Verhandlungen am 13. November aufgefordert und an dem Tag gleichzeitig die Belegschaft in der Arbeitszeit zur Demonstration aufgerufen.

Autoliv ist der größte deutsche Herstellter für Airbags und andere Insassenschutzsysteme in Autos. Geplant ist, die Produktion von Sicherheitsgurten aus der schleswig-holsteinischen Kleinstadt in das Billiglohnland Rumänien zu verlagern (taz berichtete). Damit soll die Rendite des schwedischen Mutterkonzerns – der mit 35.000 Beschäftigten an weltweit 80 Standorten 4,4 Milliarden Dollar Umsatz macht – um fünf auf zwölf Prozent gesteigert werden.

Die Gewerkschaft will nun zumindest den Standort für die restlichen 900 Beschäftigten in der Airbag-Produktion sowie im Forschungs- und Entwicklungsbereich sichern und möglichen Entlassenen eine beruflicher Übergangsperspektive geben.

Das Konzept der betrieblichen Tarifpolitik wird im IG-Metall-Bezirk Küste seit 1998 erfolgreich angewendet. Damals wurde die Strategie unter Bezirksleiter Frank Teichmüller entwickelt. Die Formel: Konfliktbereiche, die nicht im Flächentarif vertraglich festgeschrieben sind, können durch betriebliche Ergänzungstarifverträge geregelt werden – insbesondere, wenn Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen. 1998 schloss die IG Metall Elmshorn mit dem Konzern Cernaud Metallbox den ersten dieser Tarifverträge ab, der die 180 Beschäftigten des Dosenherstellers Züchner im nahen Bad Bramstedt für zwei Jahre absicherte. Mehrfach seitdem nahmen Betriebe während der Verhandlungen geplante Maßnahmen zurück.

Der Konflikt bei Autoliv ist auch gewerkschaftsintern brisant: Der neue Bundesvorsitzende der IG Metall, Jürgen Peters, ist kein Freund betrieblicher Tarifverträge, anders als sein für Tarifpolitik zuständiger Stellvertreter Berthold Huber. Und wenn der vorerst lokale Konflikt in Urabstimmung und Streik mündet, stehen womöglich bei VW, Opel, Daimler und BMW nach wenigen Tagen wegen der „just in time“-Lieferung die Bänder still.

Anders, als bei den angekündigten Aussperrungen als Folgewirkung des von Peters verbockten Metallstreiks im Osten zu Jahresbeginn, würden die Automobil-MetallerInnen aber nicht kalt erwischt. Bei Produktionsstilllegungen müsste das Arbeitsamt mit Kurzarbeitergeld einspringen.

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