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Immer im Dienst

Eine Ausstellung in Berlin widmet sich echten und fiktiven Frauen im Polizeidienst: Stark ist der historische Rückblick, schwach sind die Bilder

VON JENNI ZYLKA

Echte Fernsehkommissarinnen sind extrem selten. Im gehobenen Dienst der Polizei arbeiten so wenige Frauen, wie es im gemeinen gehobenen Dienst eben üblich ist. Und wenn sich doch mal eine an die zugige Führungsspitze verirrt, kann es ihr passieren, dass sie in TV-Magazine eingeladen und neugierig zu ihrer exotischen Stellung ausgefragt wird. Im Fiktionbereich ist das ganz anders. Jede Menge Frauen ermitteln dort auf Lebenszeit, eine schnieker und anschaulicher als die andere: Iris Berben als Rosa Roth, Corinna Harfouch als Eva Blond, Andrea Sawatzki als Charlotte Sänger, Ulrike Folkerts als Lena Odenthal, bei Öffentlich-Rechtlichen und Privaten herrscht seit ein paar Jahre Kommissarinnen-Schwemme.

Das Film- und Fernsehmuseum Berlin hat den Damen eine Ausstellung gewidmet. Der interessanteste, leider auch kleinste Teil beschäftigt sich mit der historischen Entwicklung der echten und fiktiven Frauen bei der Polizei: Ein bezaubernder Ausschnitt aus einem Kinofilm von 1913 zeigt die Detektivin „Miss Nobody“, die mit Inbrunst durch menschenleere Stadtansichten wackelt und sich bei flimmernden Verfolgungsjagden auf schlecht zu erkennende Ganoven fast den Hals bricht. 1927 werden in Hamburg und Berlin „Weibliche Kriminalpolizei“-Kommissionen gegründet, und einer Zeitung von 1931 kann man entnehmen, dass die Hamburger Sektion nach einem Doppelselbstmord zweier Angestellter, die, so wurde gemutmaßt, eine „abnormale Liebesbeziehung“ miteinander geführt hatten, geschlossen wird. Nach dem Krieg und mit dem Männermangel boomen die Polizistinnen, in den 60ern werden sie bis zur Lächerlichkeit diskriminiert, irgendwann gibt es sie wieder, und 1971 lässt das DDR-Fernsehen erstmals eine deutsche Frau ermitteln: den charmanten, lockigen Leutnant Vera Arndt.

Einen größeren Teil der Ausstellung nehmen jedoch Fotografien von Darstellerinnen ein. Die Fotografin Herlinde Koelbl hat fünfzehn Frauen porträtiert, vierzehn Schauspielerinnen und eine echte Polizistin, die Potsdamer Kriminalhauptkommissarin Marion Wieczorek.

Die schwarzweißen, überdimensionalen Fotos ähneln sich, denn die Modelle wurden im gleichen Studio abgelichtet, und das Accessoire, das alle benutzten, ist – wenig geistreich, dafür stark klischiert – die Pistole. Genau das habe sie interessant gefunden, erklärt Koelbl, denn die unvermeidliche Waffe würde von den Frauen mit Ambivalenz betrachtet.

Entstanden sind aber nur Gesichter mit Knarre – Schauspielerinnen bleiben Schauspielerinnen, und wenn man der perfekt geschminkten und ausgeleuchteten Iris Berben einen Colt in die Hand drückt, kommt eben ein Autogrammfoto heraus. Flach wirken die großen Bilder, das Thema „Bewaffnung“ wird so zum modischen Gag verniedlicht. Und aufdringliche Fragen, etwa ob eine Polizistin, die Schicksale verändert und das Rechtssystem klaglos verteidigt, selbst frei von Fehl und Tadel sein muss, werden gar nicht erst angesprochen. Im zweiten Teil ihrer Arbeit hat Koelbl die Frauen erkennungsdienstlich behandelt, sie also mit zwei Profil- und einer Frontaufnahme und einem Steckbrief versehen.

Auch die Kostüme, die in einer Ecke des Ausstellungsraumes hängen und die Charaktere der verschiedenen Figuren widerspiegeln sollen – Pelzmantel die eine, derbes Schuhwerk die andere – sind so dürftig wie die Figuren an sich: Eine praktische Jacke macht noch keinen Hingucker, auch wenn eine nette Schauspielerin darin „Wo waren Sie gestern Abend zwischen 20 und 22 Uhr?“ gefragt hat.

Man kann außerdem Filmausschnitte angucken, den Kommissarinnen im Einsatz, beim Lösen ihrer vielen drehbuchkonform-hölzernen und paar richtig spannenden Fälle zuschauen. Immerhin ehrt das Museum mit einer „Langen Nacht“ die Serie „Mit Schirm, Charme und Melone“, ignoriert dafür aber nebenbei die vielen anderen Polizistinnen-Figuren in nichtdeutschen Serien, die Cagneys und Lacys, die drei Engel, die Profiler und CSI-Mitglieder. Das Fernsehpublikum tut dies zum Glück nicht.

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