: DNA-Analyse führt zu Attentätern
Verantwortliche für die Anschläge auf Istanbuler Synagogen identifiziert. Sie stammen aus der islamistischen Szene im Südosten der Türkei. Verbindungen zu al-Qaida unklar
ISTANBUL taz ■ Die Fahrer der Kleinlastwagen, die sich am vergangenen Samstag vor zwei Istanbuler Synagogen in die Luft sprengten und dabei 25 Menschen töteten, sind identifiziert. DNA-Tests belegen, dass es sich um Mesut Cabuk und Gökhan Elaltintas handelt. Von Mesut Cabuk waren vor der Synagoge in Sisli von der Sicherheitskamera Aufnahmen gemacht worden. Außerdem hatte man seinen Pass in den Trümmern gefunden. Der Fahrer des Lasters vor der Neve-Shalom-Synagoge in Galata war Gökhan Elaltintas.
Cabuk und Elaltintas stammen aus Bingöl, einer überwiegend kurdischen Stadt im Südosten der Türkei. Bingöl war in den 90er-Jahren sowohl eine Hochburg der PKK wie der islamischen Terrortruppe Hisbullah, die streckenweise gegen die PKK kämpfte und deshalb von der Polizei anfangs toleriert wurde. Die Attentäter entstammen der islamistischen Szene in Bingöl.
Vorbereitet wurden die Attentate von zwei Freunden der Todesfahrer, Azad Ekinci und Feridun Ugurlu, die ebenfalls aus Bingöl kommen. Azad Ekinci hatte den Kleinlaster, mit dem der Anschlag in Sisli durchgeführt wurde, auf den Namen seines Bruders Metin Ekinci registrieren lassen. Feridun Ugurlu meldete das Sprengstoffauto von Galata auf seinen Namen an. Sowohl Azad Ekinci wie auch Feridun Ugurlu sind als islamische Fundamentalisten den Behörden einschlägig bekannt. Azad Ekinci wurde im Zusammenhang mit islamistischen Untergrundorganisationen registriert, darunter die IBDA/C und Hisbullah. Er soll in Tschetschenien und Bosnien in islamischen Freiwilligenverbänden gekämpft haben. Feridun Ugurlu soll in Pakistan ausgebildet worden sein. Beide haben sich nach Angaben der Polizei vor 14 Tagen nach Dubai abgesetzt.
Obwohl Außenminister Abdullah Gül gestern bekräftigte, dass viele Spuren zu al-Qaida führten, ist bislang unklar, in welcher Verbindung die Gruppe aus Bingöl zu Ussama Bin Laden oder anderen führenden Al-Qaida-Leuten gestanden haben soll.
Die USA sollen Griechenland und die Türkei bereits vor einem Monat über einen großen Sprengstoff-Transport informiert haben. Wie die Athener Zeitung Kathimerini berichtete, sollte der Sprengstoff der Warnung zufolge möglicherweise für einen Anschlag in der Region eingesetzt werden. Unklar sei, ob er für die Anschläge auf die Istanbuler Synagogen benutzt wurde. JÜRGEN GOTTSCHLICH
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