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Karl schreitet bei Ehrung mit Sockel voran

Karl Liebknecht hat nun sein Denkmal mitten in der Stadt – wenn auch nur als leerer Sockel. Seine Genossin Rosa Luxemburg soll auch eines bekommen. 23 Entwürfe liegen dafür vor. Im Januar kommenden Jahres soll eine erste Auswahl stattfinden

von PHILIPP GESSLER

Die Arbeitslosenzahl sinkt nicht, die Wirtschaft kommt nicht aus den Knien, die soziale Infrastruktur der Stadt wird abgebaut, die Beamten müssen mehr arbeiten, die Schulden sind gestiegen – brillant ist die Bilanz des rot-roten Senats knapp zwei Jahre nach der Regierungswechsel nicht gerade, und die Handschrift der PDS dabei bestenfalls unter dem Mikroskop zu erkennen. Es gibt aber ein Feld städtischer Politik, wo der Einfluss der demokratischen Sozialisten langsam sichtbar wird: Die PDS-Geschichtspolitik mittels Denkmälern.

Das war gestern bei der Enthüllung des alten, neuen Sockels eines Denkmals für den Kommunisten und geistigen PDS-Vorfahren, Karl Liebknecht, zu erkennen: PDS-Kultursenator Thomas Flierl enthüllte als neues Denkmal den restaurierten Sockel eines Liebknecht-Denkmals, das die SED schon 1951 errichtete. Schon damals aber fehlte darauf eine Statue Liebknechts, der mit Rosa Luxemburg die KPD gründete, beides Ikonen der DDR.

Bis 1961 blieb der Sockel aus schlesischem Sandstein leer. Dann baute die SED die Mauer, und das unfertige Denkmal lag in den Grenzanlagen, wo es nach und nach vermooste und vergessen wurde. Nach dem Mauerfall wurde der Sockel demontiert und jetzt mit einer Erklärstele am Rand wieder errichtet, wenige Meter vom ursprünglichen Ort am Potsdamer Platz.

In einer klugen Ansprache machte Flierl auf die Brüche in dieser Geschichte aufmerksam – etwa darauf, dass Liebknechts radikaler Pazifismus auch in der DDR nicht immer wohl gelitten war und Liebknechts Genossin Rosa Luxemburg der DDR-Opposition als „Leitfigur“ diente. Auch deshalb wohl waren andere Denkmalprojekte des SED-Staates prioritär, etwa ein gigantisches Ernst-Thälmann-Denkmal, das auf dem Gelände der früheren Reichskanzlei errichtet werden sollte, was aber schon in den 60er-Jahren scheiterte.

Immerhin bekommt jetzt unter PDS-Ägide neben „Karl“ auch „Rosa“ ihr Denkmal – die Arbeiten für das seit längerem umstrittene Luxemburg-Denkmal kommen voran. Die zuständige Fachfrau aus der Kulturverwaltung, Dörthe Greschaik, erläuterte am Rande der Enthüllung, dass nun alle Bewerbungen zum Bau des geplanten Gedenkortes auf dem Rosa-Luxemburg-Platz vorlägen. Im Januar, der genaue Termin ist noch unklar, will eine elfköpfige Jury zunächst aus den Bewerbungen „fünf bis acht Arbeiten“ auswählen. Zur Jury gehören neben Flierl unter anderem Senatsbaudirektor Hans Stimmann, Volksbühnen-Intendant Frank Castorf und Flierls Vorgängerin Adrienne Goehler. Ab dem 12. Dezember sollen die Entwürfe ausgestellt werden.

Im Juni kommenden Jahres dann wird der Sieger der zweiten Auswahlphase ernannt – frühestens dann können die baulichen Arbeiten für das Luxemburg-Denkmal beginnen. Alles in allem soll es nicht mehr als 260.000 Euro kosten.

Wenn das Luxemburg-Projekt ähnlich stimmig gelingt wie Liebknechts Sockel, darf man die PDS-Geschichtspolitik, mit Blick auf deren Klientel, als gelungen bezeichnen. „Karl und Rosa“ hätten ein ehrendes Gedenken in dieser Stadt wohl verdient – ob mit oder ohne Statue.

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