KOMMENTAR: Wer wird Bildungsmillionär?: Brain Drain
Wieder verliert Nordrhein-Westfalen ein paar hundert WissenschaftlerInnen. Neue Softwaresysteme werden in Zukunft in Süddeutschland erforscht, nicht aber in Paderborn oder Aachen. Und das alles vielleicht nur deswegen, weil der Entscheider der Max-Planck-Gesellschaft Saarbrücken so schön findet und dort sein Häuschen hat.
Pech für NRW, Pech für InformatikerInnen, die ihrerseits hier ihr Häuschen bauen wollten. Der größere Konflikt zwischen den Ländern kommt aber erst noch: Dann nämlich, wenn die Standorte der Elite-Hochschulen beschlossen werden. Köln will mit Biowissenschaften punkten, Bonn stellt die Mathematik nach vorne, Bochum sieht sich in der Plasma- und Proteinforschung und Aachen in den Ingenieurswissenschaften vorne.
Am Ende werden es aber bundesweit nur fünf Unis sein, die jedes Jahr 250 Millionen Euro für ihre Spitze abziehen können. Ob NRW überhaupt dabei sein wird, ist unklar. Das gibt den Blick frei auf das wirkliche Problem der NRW-ForscherInnen: Der fehlende Nachwuchs. In strukturschwachen Gebieten wie dem Ruhrgebiet haben Kinder aus bildungsfernen Familien praktisch keinen Zugang zu Hörsälen und Bibliotheken, die Studiengebühren haben an einigen Universitäten über ein Viertel der Studierenden vertrieben. Diese Menschen werden mit Sicherheit nicht in die Elite aufrücken und mit Sicherheit auch niemals Computersoftware erforschen. Der Brain Drain fängt schon viel früher an als bei der Elite-Trutzburg Max-Planck-Gesellschaft.
ANNIKA JOERES
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