Nebenwirkungen: Unerfreuliche Arzneistudien
Die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA steht unter starkem Druck. Die pharmaindustriefreundliche Grundstimmung in der Food and Drug Administration habe ihn geradezu dahingehend gedrängt, mit seinen behördeninternen Kenntnissen an die Öffentlichkeit zu gehen, um die Bevölkerung vor der Einnahme eines lebensgefährlichen Medikaments zu warnen, berichtete der langjährige FDA-Mitarbeiter David Graham vergangene Woche vor einem Senatskomitee. Der Mediziner Graham, der seit über 20 Jahren schon bei der FDA beschäftigt ist, hatte über die Nebenwirkungen des Schmerzmittels Vioxx geforscht. Aufgrund seiner Untersuchungen kam Graham zu der Schätzung, dass das von dem Pharmariesen Merck & Co vertriebene Schmerzmittel allein in den USA bis zu weit über 100.000 Patienten schädigte. Davon sollen zwischen 30 und 40 Prozent gestorben sein. Der Blockbuster Vioxx wurde erst im September weltweit vom Markt genommen. Wenn es der FDA zuvorderst um die Gesundheit der Patienten gegangen wäre, hätte laut Graham dies aber schon im Jahr 2000 geschehen müssen. Graham steht mit seinen Vorwürfen nicht allein da. Dabei gilt die FDA im internationalen Vergleich noch als besonders strenge Behörde. Eine der Voraussetzungen, um die Menschen besser vor den Nebenwirkungen von Arzneimitteln zu schützen, ist vor allem die jetzt diskutierte Verpflichtung, auch die für Pharmafirmen unerfreulichen Studien zu veröffentlichen – ein notwendiger Schritt nicht nur in den USA.
WOLFGANG LÖHR
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