cdu-vorstandswahl: Weichenstellung
Die Kölner CDU ist dabei, ihren Neuanfang gründlich zu verpatzen. Kreuz und quer geht der Wirrwarr aus Eitelkeiten und Begehrlichkeiten. Allen, die glaubten, Richard Blömer habe mit seinem Rückzug vom Parteivorsitz die Macht aus der Hand gegeben, werden jetzt eines Besseren belehrt. Er hat hinter den Kulissen das getan, was ihn groß gemacht hat – geklüngelt.
KOMMENTAR VON FRANK ÜBERALL
Walter Reinarz spielt unterdessen mit dem Feuer. „Ex oder Hopp“ ist seine Devise, da duldet er keinen Widerspruch. Es ist verständlich, dass er ein Team an seiner Seite haben will, das unbelastet ans Werk gehen will. Dass er sich aber zurück ziehen will, wenn sein Vorschlag nicht hundertprozentig umgesetzt wird, macht nachdenklich. Denn diese Äußerungen bezog er immer nur auf den geschäftsführenden Vorstand – der wiederum durch die Wahl der Mitglieder von Blömers Geheimliste an die kurze Leine gelegt werden könnte.
Das kann und das darf nicht im Sinne von Reinarz sein. Wenn er aber wirklich die Brocken hinwirft, entstünde ein Führungsvakuum, das mit größter Wahrscheinlichkeit diejenigen am schnellsten füllen können, die am besten klüngeln können. Und darauf dürfte Blömer bestens vorbereitet sein. Warum aber wird um den Kölner CDU-Vorstand so erbittert gekämpft? Die Antwort liegt auf der Hand: Die Vorstandswahlen sind gleichzeitig eine personelle Weichenstellung für die Kommunalwahl im kommenden Jahr.
Dieser Vorstand wird es sein, der die Vorschläge für die Stadtratsliste ausarbeitet. Und er wird auch ein gewichtiges Wort dabei mit zu reden haben, wer 2005 für den Landtag kandidiert. An beidem hat Blömer immer wieder Interesse bekundet. Seine Chancen steigen mit jeder Korsettstange für Walter Reinarz.
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