: Wohnortnah und serviceorientiert
Michael Zimmermann (SPD), Vorsitzender des Ausschusses Allgemeine Verwaltung und Rechtsfragen, will die Zentralisierung der Verwaltung rückgängig machen
Köln taz ■ „Der Ausschuss für Allgemeine Verwaltung und Rechtsfragen ist kein Gremium, das politische Highlights produziert“, gibt sich Michael Zimmermann bescheiden. Der SPD-Politiker ist durch und durch ein zurückhaltender Verwaltungsmann. Vor Jahren leitete er das Büro des Kölner Oberbürgermeisters Norbert Burger, jetzt führt er die Geschäfte der SPD-Fraktion. Und „nebenher“ ist er Vorsitzender des Ausschusses, der im Rathaus nur abgekürzt „AVR“ heißt.
Die Struktur der Stadtverwaltung mit ihren fast 17.000 Mitarbeitern ist das zentrale Thema des Ausschusses. In den letzten Jahren seien rund 4.000 Arbeitsplätze abgebaut worden. Viel weniger Personal könne man sich nicht mehr erlauben, denn die Aufgaben wurden ja nicht gleichzeitig abgebaut. „Wenn wir jetzt weitere Umstrukturierungen machen wollen, muss das gemeinsam mit den Beschäftigten geschehen“, sagt Zimmermann. „Das Personal darf nicht nur negativ als Belastung und Kostenfaktor gesehen werden.“
Auch über neue Ansätze müsse man nachdenken, betont Zimmermann. Als schlechtes Beispiel aber nennt er das „Call Center“ der Stadt, das die ehemalige Telefonzentrale ablöste. „Mit viel Geld hat man da etwas eingeführt, das jetzt nicht richtig funktioniert“, berichtet Zimmermann. Verärgerte Anrufer bei der Stadtverwaltung können ihn verstehen. „Es macht einfach keinen Sinn, das Personal zu reduzieren und dann die Aufgabe nur noch schlecht zu machen“, schimpft der SPD-Politiker.
Oberstes Ziel müsse es in allen Bereichen sein, die Mitarbeiter sinnvoll einzusetzen, so Zimmermann. „Dazu gehört auch, dass mehr Fortbildungen angeboten werden. Das Personal ist unser Kapital, darin müssen wir auch investieren.“ Es sei ein Unding, dass kürzlich trotz Einstellungsstopp neue Politessen von außen geholt wurden, während viele Mitarbeiter im städtischen „Stellenpool“ ohne Beschäftigung verharren. Der Pool wurde gebildet aus denjenigen, deren Dienststellen aufgelöst wurden und die in der Verwaltung eine neue Aufgabe bekommen sollen.
Die unter CDU-Vorherrschaft eingeführte Zentralisierung der Verwaltung will Zimmermann gerne rückgängig machen. Nur in den Ämtern vor Ort könnten die Bürger optimale Angebote bekommen.
Die Vision des 51-jährigen Verwaltungsfachmanns ist, dass dabei künftig nur noch ein Weg für gleich mehrere Anliegen nötig ist. „Am besten wären Service-Stellen gemeinsam mit allen stadtnahen Gesellschaften wie GEW oder KVB.“ Die Schließung von Bürgerämtern sei der völlig falsche Weg. Und wenn die Wirtschaft bereits von einer „One Stop Agency“ bei der Stadt träumt, solle man auch den Bürger endlich wohnortnah und serviceorientiert gegenüber treten.Frank Überall
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