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„Keine einzige Beanstandung“?

AntiRassismus-Büro widerspricht der Behauptung des Bremer Innensenators

„Wir haben fast 1.000 Fälle gehabt, mit denen es keine einzige Beanstandung gegeben hat und deswegen kann man davon ausgehen, dass das Verfahren an sich sicher ist, wenn es ordnungsgemäß angewandt wird“, das hat Innensenator Thomas Röwekamp gegenüber buten un binnen am 5.1.2005 erklärt. „Diese Aussage ist nachweislich falsch, der Innensenator lügt auch in diesem Punkt“, kontert das AntiRassismus-Büro (ARAB). Die Aktivisten des ARAB hatten in den 90er Jahren eine – erfolglose – Kampagne gegen die Brechmittelvergabe geführt. Diverse Vorfälle seien in Ermittlungsverfahren dokumentiert, erklärte gestern Matthias Brettner vom ARAB, und listete einige krasse Fälle auf.

Taffa A. (AZ StA: 15 Js 10412/95) berichtete über Schläge und Bedrohungen (u.a. die Drohung, ihn zu erschießen) und tagelange gesundheitliche Beeinträchtigungen. Drogen wurden nicht gefunden.

Joao S. (AZ StA: 15 Js 10412/95) hatte nach der Brechmittelvergabe massive gesundheitliche Beschwerden (anhaltender Durchfall, unstillbares Erbrechen), so dass Herr S. in das Klinikum Bremen Nord gebracht wurde und dort vier Tage verblieb.

Aliu B. (AZ StA: 100 Js 15683/96) berichtete über Schläge durch den Arzt Dr. Ritter, der ihn auf diese Weise gezwungen habe, seinen Widerstand gegen die Einnahme des Brechmittels aufzugeben. Drogen wurden nicht gefunden. Mit dem Rettungswagen wurde er ins Rote Kreuz Krankenhaus gebracht.

Der praktische Arzt H.-J. Streicher habe mehrfach über gesundheitliche Störungen wegen Brechmittelvergaben seiner Patienten berichtet – auch direkt an den Innensenator. kawe

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