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Bremen galoppiert nicht mehr

RENNBAHN Drei Jahrzehnten lang hat Bremen mehr als 30 Millionen Euro in die Galopprennbahn gesteckt. Jetzt will sich der Staat aus dem Projekt zurückziehen – der Galoppsport steckt in einer Krise

„Wenn man große Volumen bewegt, kann mal was daneben gehen“,

Peter „Schampus“ Gloystein (CDU), Wirtschaftssenator a.D.

„Ich habe mich gewundert, als ich in der Zeitung gelesen habe, wir hätten uns geeinigt“, sagt George C. Muhle, Präsident des Bremer Rennvereins. Der Versicherungskaufmann ist der Verhandlungspartner der Stadt, wenn es um die Ablösung des komplizierten Vertragswerkes geht, nach dem Bremen das Pferderennen jährlich mit rund einer Millionen Euro sponsert.

Muhle kennt auch nicht das Zahlenwerk, mit dem der Wirtschaftssenator am Dienstag den Senat und am Mittwoch die Deputation über den Stand der Verhandlungen informieren will. Es sei über einiges gesprochen worden, aber längst nicht über alles, sagt der Renn-Präsident. Und ist gleichzeitig „optimistisch“, dass es eine Einigung geben wird.

Denn ihm ist auch klar, dass Bremen die Zuschüsse in dieser Höhe nicht mehr leisten wird – zu Zeiten der großen Koalition flossen jährlich sogar 700.000 Euro und mehr in den laufenden Betrieb. Und Bremen investierte Millionen in die Rennbahn in der Erwartung, dass sie zum Städte-Tourismus beitragen würde – trotz der geharnischten Kritik des Rechnungshofes an der „Rentabilität“ der Ausgaben. Inzwischen gibt es „eine existenzbedrohende Entwicklung des deutschen Galoppsports“, wie der Senat erkannt hat.

Anstelle des laufenden Zuschusses von zuletzt 500.000 Euro pro Jahr an den Rennverein soll es eine Abschlusszahlung geben von 1,4 Millionen Euro. „Wir könnten mit der Summe leben“, sagt Renn-Präsident Muhle. Nur dass sich Bremen ganz von der Grünpflege verabschiedet – Kosten bisher bei 230.000 Euro pro Jahr – das sei nicht vorstellbar. Hinzu kommen 170.000 Euro pro Jahr an Kosten für die Grünpflege der Trainingsbahn, die auf diese Summe, die ihr vertraglich zugesichert wurde, partout nicht verzichten will.

Als die Zechgruppe an der Rennbahn ein Hotel bauen wollte, griff ihr die Stadt großzügig unter die Arme und mietete 927 Quadratmeter – vertraglich festgeschrieben bis zum Jahr 2077. Zwei Ladengeschäfte hat die Stadt zudem für 114.000 Euro im Jahr angemietet – und für 49.000 Euro an einen Golf-Shop und Buchmacher weitervermietet. Aus diesen vertraglichen Bindungen will der Wirtschaftssenator heraus, indem er im Gegenzug der Hotel-Gruppe schlicht das Grundstück schenkt, das die bisher nur gepachtet hat.

Bis zum September muss eine Einigung her – dann nämlich läuft die Frist aus, innerhalb derer die Stadt schlicht die zwölf Rennbahn-Verträge kündigen könnte, um die große Grünfläche städtebaulich anders zu nutzen. Das wäre trotz der Prozessrisiken rein finanziell gesehen am günstigsten – die Rennverein soll nur 8.000 Euro Pacht zahlen – wird aber vom Wirtschaftssenator nicht empfohlen. Zu den „Risiken“ würde auch die Entschädigung des Betreibers der Golfanlage gehören – der hat einen Pachtvertrag bis zum Jahr 2034.

Neben der eigentlichen Rennbahn gibt es das Problem der vor wenigen Jahren errichteten Trainingszentrale in der Mahndorfer Marsch. 170.000 Euro pro Jahr wendet Bremen auf, um die Grünpflege – vertragsgemäß kostenlos – sicherzustellen. Im Rahmen der Verhandlungen hatte der Wirtschaftssenator dem Betreiber der Anlage, hinter der der Kaffee-Erbe Jacobs steht, vorgeschlagen, er könne für 1,1 Millionen Euro das Gelände schlicht kaufen – der winkte ab. kawe

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