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Eine politische Heimat

Für Pedram Shahyar war Attac nicht erste Wahl. Heute koordiniert er für sie bundesweit

Mit Cottbus verbinden wenige Menschen starke emotionale Erinnerungen. Pedram Shahyar schon. Dort stand er im letzten Oktober auf einem Podest, mitten auf einem fast leeren Marktplatz. Veranstaltungen gegen Hartz IV hatten schon mehr Interessierte angelockt. Die Sonne in Shahyars Rücken war untergegangen. Die Cottbusser schienen sich nicht für die Globalisierungskritik zu interessieren. Nicht für die von Ver.di und erst recht nicht für die von Attac. Keine schöne Aufgabe für den 31-Jährigen. Er sollte für Attac vors Mikro treten.

Um 18 Uhr läuteten die Kirchenglocken. „Als sei das ein Wink, sammelten sich langsam, aber stetig 400, 500 Menschen auf dem Platz“, sagt Shahyar. Bis heute ist er erstaunt: „Die Leute waren ruhig und aufmerksam. Und am Ende war der Marktplatz fast voll.“ Was er dort erfahren hatte, war eine anderes Bürgerbewusstsein als das in seiner alten Heimat. Aber Heimat, was heißt das schon bei einem der Pedram Shahyar heißt. Einer mit wienerischem Akzent.

Seine erste Heimat: Iran. Von dort musste er fliehen. Als Zwölfjähriger, gemeinsam mit seinen linksgerichteten Eltern und seiner Schwester. Erst kamen sie nach Frankfurt, dann drei Jahre später nach Köln. Abitur, Studium, zwei Jahre davon in Wien. Daher der Akzent. Wenn er auf RheinländerInnen trifft, ändert sich seine Aussprache schon mal, hin zum kölschen Singsang. Seit dreieinhalb Jahre lebt und studiert Shahyar in Berlin.

Shahyar wirkt schmal hinter seiner schwarz umrandeten Brille, fast zierlich. Aber schon seit Jahren ist er politisch aktiv. Als Student arbeitete er an der Uni in trotzkistischen Zirkeln mit. „Das hat sich mit Attac geändert“, sagt er. Dabei war seine Liebe zu Attac keine Liebe auf den ersten Blick.

„Die Berliner Gruppe war mir zu chaotisch. Ihre Macher waren damals überfordert vom Ansturm der Interessierten.“ Damals, das war vor rund drei Jahren. Erst die Sommerakademie der Globalisierungskritiker in Marburg ein halbes Jahr darauf überzeugte Shahyar. „Jeder hörte dem anderen zu.“ Heute koordiniert der gelernte Literaturwissenschaftler zwischen dem Attac-Bundesbüro und dem Koordinierungskreis, dem eigentlichen Kopf der Bewegung. Dafür pendelt er zwischen Berlin, Frankfurt und Hannover, organisiert deutschland- und europaweite Demonstrationen. Heimat ist relativ. „Meine beeindruckendste Demo war die beim G-8-Gipel im französischen Evian 2003“, sagt Shahyar. In seiner Stimme liegt jetzt kein Akzent mehr. MATTHIAS LOHRE

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