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Hochglanzbezirk

Wie sozial wird die Hafencity? Eine lebendige Mischung ist unwahrscheinlich. Kommentar von Frauke Janßen

In der Hafencity scheint bald nur noch die Sonne: Im maritimen Flair am neuerdings stets blauen Elbwasser träumt und flaniert der Stadtbewohner von morgen durch sein wunderbares Leben. Mit nostalgischem Blick wird er den Schmuddel und Lärm des Hafenteils auf der anderen Elbseite von Ferne bestaunen. Die Werbebroschüren der Hafencity versprechen gute Zeiten. Und sie sind für die Menschen bestimmt, die keine schlechten Zeiten kennen. Es wird sich bei weitem nicht jeder eine Wohnung in Hamburgs neuem Stadtteil leisten können. Hamburg will die Innenstadt vor allem für Leute mit gutem Job erweitern. In der Hafencity entsteht eine Hochglanzwirklichkeit, in der die sozial Schwachen bestenfalls spazieren gehen werden.

Mit teuren Grundstücksverkäufen hat die Stadt von vorn herein den Takt angegeben für die Preise. Wer in der Hafencity Wohnungen baut, setzt die Mieten hoch an. Immerhin haben die Investoren die Vorgabe, nicht alles mit Büros zu bepflastern, sonst würde Hamburg mit der Hafencity einer ähnlich leblosen Zukunft entgegensteuern, wie es London mit den Docklands bereits vorgemacht hat.

Lebendig soll die Hafencity werden, denn ein toter Stadtteil bringt keinen Gewinn. Welche Art von Leben haben sich die Investoren vorgestellt? Reiche Singles und kinderlose Pärchen, die sich eine Zweit- oder Drittwohnung in der Hafencity gönnen, werden wohl kaum Stimmung in die Bude bringen. Um dem Ganzen etwas Leben einzuhauchen, sollen auch Familien herziehen. Traumhaft schön ist sicherlich eine der 70 Luxuseigentumswohnungen, die speziell für Eltern mit Kind bis Ende nächsten Jahres in der Hafencity entstehen. Dort kann es sich die Kleinfamilie im Ambiente „Culture“, „Minimal“, „Classic“ oder „Nature“ für 5.000 Euro pro Quadratmeter so richtig gemütlich machen.

Im Hinblick auf Deutschlands Armutsrekorde erscheint es zynisch, wenn Senat und Stadtplaner die Hafencity als mutig und visionär verkaufen. Mutig wäre es, als Leitbild die soziale Vielfalt anzustreben. Und Visionen können zur Zeit vor allem die finanziell schlechter Gestellten gut gebrauchen.

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