: „Bei Michael weiß ich das nicht genau“
Der jüngste Landtagskandidat im Interview. Der lippische Grüne Matthias Albrecht über den Landtag der Mittfünfziger, Joschka Fischer, Petra Kelly, müde Jungwähler und die grünen Spitzenkandidaten Bärbel Höhn und Michael Vesper
taz: Warum treten Sie mit 22 Jahren zur Landtagswahl an?Matthias Albrecht: Weil ich dieses Land verändern möchte. Unsere Gesellschaft sollte offener und toleranter werden.
Aber weshalb gerade zur Landtagswahl? Im Vergleich zur Bundespolitik gilt die Düsseldorfer Landespolitik als ziemlich langweilig.Für viele Lebensbereiche werden im NRW-Landtag wichtige Entscheidungen getroffen. Im Sozialsektor gibt es ein gut geknüpftes Netz von Beratungs- und Betreuungsangeboten. Das muss erhalten bleiben, beispielsweise in der Behindertenarbeit. Jede und Jeder gehört einmal zu einer Minderheit.
Warum interessieren Sie sich für Politik? Und aus welchem Grund sind Sie gerade bei den Grünen eingestiegen?Ich habe mich früh eingemischt. Man kann Dinge nur verändern, wenn man den Mund aufmacht. In meiner Heimatdorf Hohenhausen bin ich als Klassensprecher angefangen und habe in der SchülerInnenarbeit weitergemacht. Es geht dabei nicht um große Heldentaten, sondern um konkrete Sachen. Wir wollten beispielsweise eine Schülerzeitung haben. Und das haben wir dann auch gemacht. Bei den Grübe bin ich eingetreten, weil mir die Programmatik zusagt.
Haben Sie ein politisches Vorbild?Petra Kelly. Sie ist in ihrer politischen Laufbahn immer echt geblieben. Statt Floskeln abzusondern wie andere PolitikerInnen, hat sie klar Stellung bezogen.
Petra Kelly lebt nicht mehr, statt dessen hat Joschka Fischer das Sagen bei den Grünen. Wie groß wird der Schaden durch die Visa-Affäre für die Grünen im Landtagswahlkampf sein?Die Visa-Affäre ist kein landespolitisches Thema. Die Opposition wird versuchen, uns das Thema aufzudrängen. Das ist aber nur ein Täuschungsmanöver, um von den eigentlich wichtigen Themen abzulenken.
Sind Sie dafür, dass Fischers Aussage vor dem Visa-Untersuchungsausschuss live im Fernsehen übertragen wird?Nein, ich halte nichts von einer Gesellschaft, die immer mehr Medien-Live-Ereignissen hinterherhechelt.
Sie engagieren sich bei einer Jungwähler-Kampagne der Landeszentrale für politische Bildung. Warum machen Ihrer Meinung nach nur knapp 40 Prozent der jüngeren Wähler bei der parlamentarischen Demokratie mit?Viele verstehen nicht, was der Landtag genau macht. Es ist auch ein Problem, dass es nur wenige JungpolitikerInnen gibt. Der NRW-Landtag ist ja eher ein Parlament der Mittfünfziger.
Die grünen Spitzenkandidaten Bärbel Höhn und Michael Vesper gehören ja auch zu dieser Generation. Glauben Sie, dass die beiden bei Jungwählern ankommen?Bei Michael weiß ich das nicht so genau. Mit Bärbel Höhn war ich im vergangenen Jahr auf dem Kölner Christopher Street Day. Da ist sie sehr gut angekommen.
Wie sieht Ihre Prognose für die Wahl aus? Sie selbst stehen ja nur auf dem aussichtslosen Listenplatz 34.Wenn ich das wüsste, wie die Wahl ausgeht. Ich denke, es wird wohl keine klaren Mehrheiten geben. Meine Chancen schätze ich optimistischer ein. Wenn die Grünen 20 Prozent schaffen, bin ich im Landtag.
INTERVIEW: MARTIN TEIGELER
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