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ITALIEN: BERLUSCONI WEISS, DASS IHM DER POLITISCHE UNTERGANG DROHTDie Erben streiten sich schon

Ja – ist der Mann von allen guten Geistern verlassen? Selten hat man einen Regierungschef erlebt, der so wie jetzt Silvio Berlusconi zielstrebig darauf aus zu sein scheint, seine eigene Koalition zu zerlegen. Der offene Affront gleich gegen zwei seiner Partner, denen der Regierungschef erst eine Lösung der politischen Krise in Aussicht stellt, um dann alles bloß zu einem Scherz zu erklären, hat den Charakter nicht bloß eines Ultimatums: Er ist schon die Kriegserklärung.

Denn Berlusconi weiß bestens, dass die düpierten, vorgeführten, gedemütigten Koalitionspartner nur einen Schluss ziehen können: Für den Regierungschef sind sie keine Partner mehr, und damit ist die Koalition faktisch am Ende. „Haus der Freiheiten“ nennt sich seit 2001 das Berlusconi-Bündnis, und seit gut zwei Jahren schwelt schon der Streit, wer in dem Haus das Sagen hat: eine Eigentümergemeinschaft oder nur Berlusconi als Alleinbesitzer, der die anderen bloß als Untermieter duldet. Der Streit eskalierte angesichts der miserablen Wahlresultate des Bündnisses. Doch erneut machte der Regierungschef jetzt klar, dass er die anderen nicht als Partner dulden kann. Entweder sie spielen sein Spiel – oder das Spiel ist aus.

Hinter Berlusconis scheinbar selbstmörderischem Handeln steckt dennoch Überlegung. Sein Stern sinkt – und alle Rechtsparteien bereiten sich schon auf die Niederlage bei den nächsten Parlamentswahlen vor. Die Christdemokraten und die Postfaschisten werden zerzaust aus dieser Niederlage hervorgehen. Berlusconi droht weit mehr: der politische Untergang seiner selbst und seiner Partei. Denn sein Kunstgeschöpf Forza Italia wird allein von ihm zusammengehalten. Deshalb fürchtet er mit Recht, dass seine Nachfolger mit den gegenwärtigen Palastrevolten gar nicht auf einen Neustart dieser Regierung zielen, sondern auf die Zeit nach Berlusconi. Sie bringen sich in Stellung, um Forza Italia zu beerben. Doch ehe Berlusconi sich demontieren lässt, demontiert er lieber die Koalition – und sei es nur in der Hoffnung, dann selbst einen ihm genehmen politischen Erben inthronisieren zu können. MICHAEL BRAUN

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