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der kommentarDas Weihwasserkesselchen brennt

Unter Benedikt XVI. wird es weiterhin keine Diskussion über Homosexualität geben. Stattdessen geht das heimliche Cruising auf dem Petersplatz weiter

Der weltweit größten inoffiziellen Homosexuellen-Organisation, dem katholischen Klerus, steht nun mit Joseph Ratzinger ein Mann vor, der Homosexualität als „schwere Verirrung“ und „Anomalie“ geißelt – allenfalls Mitleid ist den polymorph Perversen aus katholischer Sicht vergönnt. Eben weil sie angeblich unter ihrer „Anomalie“ leiden. Vielen Dank auch.

Mitleid verdienen in der Tat all jene Menschen, die schwul oder lesbisch sind und weiterhin freiwillig einem Verein angehören, der sie ausgrenzt – ob nun als Teil des Klerus oder als Gläubige. Mitleid verdienen auch all jene Ministranten und Chorknaben, die nun auch in Zukunft einer im Ungeklärten bleiben müssenden sexuellen Identität ihrer geistlichen Vorgesetzten potenziell zum Opfer fallen werden. Gruß aus St. Pölten.

Der Umgang des Vatikans mit dem Thema Homosexualität zeigt nur einmal mehr, wohin die Reise gerade im neuen Jahrtausend gehen soll: Männer sind Männer, Frauen sind Frauen und Schnaps ist Schnaps – und wer Normalität herstellen will, braucht dazu notwendigerweise das Anormale. Konstruierte Geschlechter? Gender-Forschung? Feminismus? Für Ratzinger Ausweis einer „erkrankten Vernunft“.

Also keine weiteren Fragen. Oder vielleicht doch: Dürfen klandestine homosexuelle Katholiken eigentlich Kondome benutzen? MARTIN REICHERT

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