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Abtreibungsrecht in den USA7 von 10 stimmen „Pro-Choice“

In zehn Bundesstaaten wurde während der US-Wahl auch zum Recht auf Schwangerschaftsabbrüche abgestimmt. Ein Überblick über die Ergebnisse.

Freude über das Abstimmungsergebnis in Arizona Foto: Caitlin O'Hara/reuters

Es war eines der dominantesten Themen der Wahl: Das Recht auf Schwangerschaftsabbrüche. Nicht nur weil der Republikaner Donald Trump und die Demokratin Kamala Harris es im Wahlkampf immer wieder zum Thema machten, sondern auch weil zeitgleich zur Präsidentschafts- und Kongresswahl in zehn Bundesstaaten Referenden dazu stattfanden. Inhaltlich sahen die Abstimmungen in jedem Staat anders aus, doch letztlich ging es darum, das Recht auf Abtreibungen in Landesverfassungen zu verankern. In drei Staaten scheiterte dieser Versuch, in sieben Staaten werden die Rechte von schwangeren Frauen gestärkt.

Die Abstimmungen folgen auf eine US-weite Einschränkung der Selbstbestimmung von schwangeren Frauen seit Juni 2022. Bis dahin war das Recht auf Abtreibung im Grundsatzurteil Roe v Wade aus dem Jahr 1971 gesichert. Vor zwei Jahren kippte der konservativ dominierte Supreme Court das Urteil, was das Recht in die Hand der 51 Bundesstaaten legte.

Während Harris im Wahlkampf auf die Forderung nach einem landesweiten Abtreibungsrecht setzte, betonte Trump wiederholt die Verantwortung der einzelnen Bundesstaaten. Nach dort bereits beschlossenen Verschärfungen häufen sich Berichte über schwangere Frauen, die wegen fehlender medizinischer Hilfe sterben.

Florida, Nebraska, South Dakota

In Florida ist der Versuch, liberalere Abtreibungsrechte in der Verfassung zu verankern, nun gescheitert. Abgestimmt wurde über den Vorschlag, Abbrüche bis zur Lebensfähigkeit des Fötus zu erlauben. Das entspricht je nach medizinischer Einschätzung die 21- bis 24. Woche. Es stimmten zwar 57 Prozent der Wäh­le­r*in­nen für diesen Vorschlag, doch die nötigen 60 Prozent wurden nicht erreicht.

Das ist ein klarer Sieg für den rechten Gouverneur Ron DeSantis, der eine große Kampagne gegen die feministische Initiative aufgefahren hatte. Im April 2023 hatte DeSantis ein Quasi-Abtreibungsverbot für Florida unterzeichnet. Seitdem ist in dem Bundesstaat ein Abbruch nicht bis zur 15., sondern nur noch bis zur 6. Schwangerschaftswoche möglich. Zu diesem Zeitpunkt weiß ein Großteil der Frauen noch nicht einmal, dass er schwanger ist.

Ursprünglich hatte Donald Trump angekündigt, gegen das Referendum zu stimmen, im August sagte er dann allerdings, dass er sechs Wochen für zu wenig Zeit hielte. Nach seinem Gang zur Wahlurne am Dienstag wollte er laut US-Medienberichten nicht sagen, wie er abgestimmt hatte. Auf Pressefragen reagierte er unwirsch.

Auch in South Dakota scheiterte der Versuch einer Liberalisierung. Bislang gilt dort eines der strengsten Abtreibungsverbote der USA. Ein Abbruch ist nur dann erlaubt, wenn das Leben der Schwangeren bedroht ist. Mit dem Referendum sollte ein Abbruch bis zur 12. Schwangerschaftswoche erlaubt werden. Doch nur 39 Prozent der Wähler_innen stimmten für den Antrag.

In Nebraska standen zwei unterschiedliche Vorschläge zur Abstimmung. Die Wähler_innen stimmten dafür, dass ein Abbruch nur bis zum Ende des ersten Trimesters legal ist. Ausnahmefälle sollen bei medizinischen Notfällen, bei Vergewaltigungen oder Inzest gelten. Ganz knapp mit 49 zu 51 Prozent scheiterte der Versuch, die Legalisierung bis zur Lebensfähigkeit des Fötus auszuweiten.

Mehr Rechte, mehr Schutz

In Colorado, Montana, Nevada und Maryland war ein Schwangerschaftsabbruch bis zur Lebensfähigkeit des Fötus auch schon zuvor legal. Durch die erfolgreichen Referenden wird dieses Recht nun auch in der Landesverfassung verankert. In Nevada muss dieser Vorschlag allerdings im Jahr 2026 noch einmal angenommen werden, damit die Verfassung geändert werden kann. Auch in Arizona sollen nun die gleichen Gesetze gelten.

Auch in New York war ein Abbruch bis zur 24. Woche legal, nun wurde dieses Recht durch eine Ergänzung in der Verfassung stärker gesichert. Künftig heißt es da, dass Menschen aufgrund ihrer „ethnischen Zugehörigkeit, nationalen Herkunft, ihres Alters und ihrer Behinderung oder ihres Geschlechts, einschließlich der sexuellen Orientierung, der Geschlechtsidentität, des Geschlechtsausdrucks, der Schwangerschaft, der Schwangerschaftsfolgen und der reproduktiven Gesundheit und Autonomie“ keine Rechte verweigert werden dürfen.

Eine weitreichende Änderung wird es in Missouri geben. Dort galt bislang eines der strengsten Abtreibungsverbote des Landes. Selbst im Fall einer Vergewaltigung oder bei Inzest waren Abbrüche nicht erlaubt. Nun soll das „Recht auf reproduktive Freiheit“ in der Verfassung garantiert werden, womit Abtreibungen bis zur Lebensfähigkeit des Fötus erlaubt sein werden.

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4 Kommentare

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  • „Die Abstimmungen folgen auf eine US-weite Einschränkung der Selbstbestimmung von schwangeren Frauen seit Juni 2022.“



    Zunächst hatte der Supreme Court nichts eingeschränkt, sondern die Regulierungen den einzelnen Bundesstaaten rücküberantwortet. Dass eine konservative Mehrheit im Supreme Court dabei auf restriktivere Gesetze in den einzelnen Bundesstaten spekuliert haben dürfte, geschenkt.



    Trotzdem sollte man die unterschiedlichen Gesetze in den US-Bundesstaten mal mit dem deutschen Abtreibungsrecht vergleichen. Ich vermute in den allermeisten Bundesstaaten fällt es liberaler aus. Und wenn nicht, fährt die Amerikanerin über die Staatsgrenze in den benachbarten Bundesstaat.



    Dass sich Trump nicht so richtig auf die Seite der Abtreibungsgegner stellte, sondern rumdruckste, in Florida unter dem konservativen Gouverneur DeSantis immerhin ein Referendum stattfand und sieben von 10 Referenden zugunsten eines liberalen Abtreibungsrechts ausgingen, ist doch ein gutes Zeichen. Der an die Wand gemalte misogyne Rollback in der amerikanischen Gesellschaft fällt offensichtlich aus.

  • Gut, dass es wenigstens in einigen Staaten gelungen ist, Frauenrechte in die Verfassung zu bringen. Und so weit mir bekannt, sollen ja noch Abstimmungen in anderen Staaten folgen.

    Allerdings zeigt das Thema auch ein großes Problem von Harris's Wahlkampf. Sie hat auf ein Thema gesetzt, dass sich nach dem Urteil des obersten Gerichtes auf Bundesebene nur noch schwer lösen lässt. Trump konnte einen schlanken Fuß machen und auf die Bundesstaaten verweisen. Und dort gibt es offensichtlich tatsächlich Möglichkeiten.

    Mississippi ist ein gutes Beispiel. Dort war das Referendum erfolgreich, obwohl Trump den Staat mit über 60% gewonnen hat. Viele Frauen scheinen für das Recht auf Abtreibung UND Trump gestimmt zu haben. Und weil das eben eine Option war, konnten die Bemühungen der Demokraten weniger fruchten, als man sich das offensichtlich vorgestellt hatte.

  • Trotz alledem gibt es Mobilisierungen, z.B. auf Reddit oder X, die Zukunft der Frauen grundlegend zu ändern. Pläne laufen auf eine niedrige Geburtenrate der USA hinaus. Freiwilliger Verzicht auf Sex oder gar auf Männer, sowie Buchempfehlungen und (leider) der Kleiderbügel, mit der Gefahr ins Gefängnis zu wandern.

    Der Reddit-Kanal TwoXChromosomes sei hier als Beispiel und als Quelle genommen.

    Ich unterstütze jede Rebellion gegen die widerlichen Abtreibungsgesetze.

  • "Zu diesem Zeitpunkt weiß ein Großteil der Frauen noch nicht einmal, dass er schwanger ist." (bezog sich auf die sechste Schwangerschaftswoche)



    Ist das wirklich so oder einfach eine Behauptung die ein Argument bestärken soll? In der 2. Woche scheint es schon Anzeichen zu geben.



    Mich lässt auch nur der Ausdruck" Großteil " Zweifel, ob das so ist.



    Ein weiteres Problem für mich in der Diskussion ist, dass dem Embryo von manchen kein Wert beigemessen wird, also ob er nicht existiert. Es geht meiner Meinung nach aber um eine Abwägung.



    Das macht sich ja auch oben deutlich. Lebensfähig ist er zwischen der 21 und 24ten Woche. Bis zur 24ten Woche soll eine Abtreibung okay sein.



    Es ist definitiv kein Thema bei dem man alle zufrieden stellen kann. Es wird auch kein Vorschlag geben bei dem eine Seite jeweils nicht total erzürnt sein wird und selbst wenn nur Frauen über die rechtliche Regelungen entscheiden würden gäbe es kein zufriedenstellend Kompromiss.