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Weltumsegelungs-RegattaDie Stars der Meere

Die Vendée Globe startet: 34 Männer und 6 Frauen segeln nonstop solo um den Globus. Boris Herrmann und Isabelle Joschke sind zum zweiten Mal dabei.

Der Segelhafen von Les Sables-d'Olonne, wenige Tage vor dem Start der Vondée Globe Foto: imago/PanoramiC

Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, ich wäre nicht angespannt,“ sagt Deutschlands bekanntester Segler Boris Herrmann bei seiner letzten Pressekonferenz vor dem Start der Solo-Weltumsegelungsregatta Vendée Globe am Sonntag. Vier Jahre hat der Hamburger darauf hingearbeitet, ein neues Boot bauen lassen und es mit seinem inzwischen 30-köpfigen Rennstall immer weiter optimiert.

Bei der letzten Vendée Globe 2020/21 kam Herrmann als Newcomer auf einen guten fünften Platz. Es wäre sogar mehr drin gewesen, wäre er nicht kurz vor dem Ziel mit einem Fischkutter kollidiert. Herrmann weiß jetzt viel besser, auf welche Strapazen er sich während des rund 80-tägigen Abenteuers einlässt. „Ich habe mich mental jetzt viel intensiver vorbereitet“, sagt der 43-Jährige. Doch hat er nie einen Hehl daraus gemacht, dass Alleinsegeln eigentlich nicht seine bevorzugte Art ist.

Der Trubel mit 1 Million Besuchern in den letzten Wochen im Race Village im französischen Atlantikhafen Les Sab­les-­d’Olonne ist Herrmann auch zu viel. Er war dort nur wenige Stunden. Es sei schön, das große Publikum zu sehen, „aber das kann man nicht jeden Tag“. Segelfans und ganze Schulklassen drängten sich auf den Stegen, um sich die 40 Hightech-Rennjachten und ihre Skipper anzuschauen.

Auch Sonntagvormittag werden Zehntausende am Kanal zwischen Hafen und Meer erwartet, um die 34 Männer und sechs Frauen aus elf Nationen beim Auslaufen zu verabschieden. Um 13.02 Uhr ist Start zur zehnten Auflage dieser Extremregatta. Dabei „ist es wichtig, eine Kollision zu vermeiden“, erläutert Herrmann. Zwar falle der Start bei der langen Distanz eigentlich nicht ins Gewicht, doch dabei andere vorzulassen, helfe auch nicht. Bei einem guten Start segele man mit freiem Wind vorweg und muss nicht von hinten durch Abwinde anderer Boote versuchen, sie zu überholen.

Mehr als 45.000 Kilometer (24.300 Seemeilen) werden die Solosegler auf ihren 18-Meter-Jachten segeln, bevor die ersten nach Durchquerung von Atlantik, Indischem Ozean, Südpolarmeer und dann erneut dem Atlantik in der zweiten Januarhälfte wieder in Les Sables-d’Olonne eintreffen. „Der Wetterbericht für die ersten Tage sagt leichten bis mittleren Wind voraus, so dass wir wohl zehn Tage bis zum Äquator brauchen“, sagt Herrmann. Das sei zu langsam, um den bisherigen Rekord von 74 Tagen brechen zu können. Die härtesten Bedingungen warten im Südpolarmeer mit seinen hohen und langen Wellen, für das die Konstruktion von Herrmann sein Boot besonders geeignet hält.

Gewonnen haben bislang nur Franzosen

Die auch „Mount Everest der Meere“ genannte Vendée Globe gilt als härteste Hochseeregatta der Welt. Stets geben bis zu einem Drittel der Segler auf. Die modernen Boote, die von Foils genannten Tragflächen aus dem Wasser gehoben werden, sind bei viel Wind so schnell, dass sie beim Krachen durch die Wellen beschädigt werden können. Für die nur per Autopilot segelnden und ständig durchgeschüttelten Skipper heißt dies ständig Abwägen zwischen Geschwindigkeit und Sicherheit.

Stehe ich auf dem Boot vor der Kamera, genieße ich das

Boris Herrmann

Gewonnen haben bisher nur Franzosen, die auch jetzt das Gros der Teilnehmenden im Alter von 23 bis 66 Jahren stellen. Die Vendée Globe ist in Frankreich ein wichtiges Sportevent und daher interessant für Sponsoren. Ohne diese ist eine Teilnahme, bei der schon ein konkurrenzfähiges Boot mehrere Millionen kostet, nicht zu finanzieren.

Weil es zur Zeit des letzten Rennens wegen Corona auch sonst keine sportlichen Publikumsevents gab, segelten sich die allein auf dem Meer kämpfenden Männer und Frauen dank Videotechnik in die Herzen des Publikums. Trackingsysteme vermittelten per Satellit den Zuschauern die Platzierungen, während Kurzvideos der Segler von Bord den Zuschauern das Gefühl geben, live dabei zu sein, ohne selbst seekrank zu werden.

Als Meister dieser Kommunikation erwies sich Herrmann. „Stehe ich auf meinem Boot vor der Kamera, genieße ich das“, sagt er zu seinem Mittel gegen die Einsamkeit. An Land sei er zurückhaltender. Viel weniger bekannt als er ist die Deutsch-Französin Isabelle Joschke. Auch die 47-Jährige nimmt das zweite Mal teil und hofft auf ihren ersten Zieldurchgang. Letztes Mal musste sie wegen Kielproblemen Brasilien ansteuern. Mit ihrem 17 Jahre alten Boot hat sie wenig Siegchancen, aber zeigte schon letztes Mal, als sie im Südpolarmeer kurzzeitig Herrmann überholte, ihr Potenzial.

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1 Kommentar

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  • Oh wie schön, dass es noch so viele Ressourcen für Eitelkeiten verschwendet werden. Ganz nostalgisch können wir Linke uns da an die gute alte Zeit erinnern lassen, als noch Segelyachten der Monarchen und des Hochadels um die Wette schipperten und Untertanen voller Nationalstolz den eitlen Wettkampf der Regenten in den Gazetten verfolgten. Der Sportsgeist des Wilhelm II. und seiner Meteor I–V lebt in uns fort.