piwik no script img

+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++Scholz und Biden hoffen auf Waffenstillstand in Gaza

Auch nach dem Tod von Hamas-Chef Jahia Sinwar gehen die Kämpfe in Nahost weiter. Die Hisbollah ruft eine neue Phase des Krieges gegen Israel aus.

US-Präsident Joe Biden und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD,r) begrüßen sich vor dem Kanzleramt in Berlin am 18.10.2024 Foto: Christoph Soeder/dpa

Hamas bestätigt Tod ihres Anführers

Die palästinensische Terrororganisation Hamas hat den Tod ihres Anführers Jihia al-Sinwar bestätigt. Israelische Soldaten hatten den Drahtzieher des Massakers vom 7. Oktober 2023 nach Militärangaben am Mittwoch im Gazastreifen getötet.

Der stellvertretende Chef des Politbüros der Islamistenorganisation, Chalil al-Haja, teilte im Hamas-nahen TV-Sender Al Aksa mit, er trauere um den „Märtyrer“ Sinwar. Haja ist auch der wichtigste Verhandlungsführer der Hamas außerhalb des Gazastreifens.(dpa)

Scholz: Tod Sinwars bringt „Aussicht auf Waffenstillstand“

Nach der von Israel verkündeten Tötung von Hamas-Chef Jahja Sinwar gibt es nach Ansicht von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in Nahost nun „hoffentlich die konkrete Aufsicht auf einen Waffenstillstand“. Diese Einschätzung äußerte Scholz am Freitag beim Empfang von US-Präsident Joe Biden im Kanzleramt in Berlin. Es müssten „eine weitere Eskalation und ein regionaler Flächenbrand“ verhindert werden, sagte der Kanzler. (afp)

Video soll Jahia Sinwar kurz vor seinem Tod zeigen

Nach Angaben der israelischen Armee wurde Sinwar am Mittwoch in Rafah im südlichen Gazastreifen getötet. Nachdem er und zwei weitere Bewaffnete eher zufällig entdeckt worden sein sollen, habe sich Sinwar in einem Haus versteckt und ein israelischer Panzer eine Granate in das Gebäude gefeuert, berichtete die Zeitung „The Times of Israel“.

Das Militär veröffentliche Aufnahmen einer Drohne, die einen vermummten und von Staub bedeckten Mann – angeblich Sinwar – zeigen, der noch lebend in einem ausgebombten Gebäude auf einem Sessel sitzt. Als sich die Drohne nähert, wirft er mit einem Stock nach dem ferngesteuerten Fluggerät. An dieser Stelle bricht das Video ab. Israelische Medien veröffentlichten später Fotos von der zwischen Trümmern liegenden mutmaßlichen Leiche Sinwars mit schwersten Kopfverletzungen.

Empfohlener externer Inhalt

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen:

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Forensiker der israelischen Polizei stellten die Identität Sinwars laut Medienberichten anhand von Zahnstellung und Fingerabdrücken fest, außerdem wurde ein DNA-Test vorgenommen. Israel verfügt über die biometrischen Daten des Hamas-Chefs, weil er früher mehr als 20 Jahre in israelischen Gefängnissen gesessen hatte.(dpa)

Hisbollah kündigt weitere Eskalationsstufe an

Die libanesische Hisbollah-Miliz hat eine neue Phase ihres Krieges gegen Israel ausgerufen. Ihre Kämpfer hätten erstmals Präzisionsraketen und Drohnen mit Sprengkörpern eingesetzt, teilte die Hisbollah am Freitag mit. Sie kämpften nach vorbereiteten Plänen gegen israelische Truppen, die in den Südlibanon eingedrungen sind. In dieser Woche hätten sie zwei israelische Drohnen vom Typ Hermes 450 abgeschossen.

Die Erklärung scheint sich auf eine mit Sprengstoff beladene Drohne zu beziehen, die Israels vielschichtiges Luftabwehrsystem umging und in eine Kantine in einem militärischen Ausbildungslager tief in Israel einschlug. Dabei wurden vier Soldaten getötet und Dutzende verletzt. Die vom Iran unterstützte Hisbollah hatte diese Woche auch bekannt gegeben, sie habe einen neuen Raketentyp namens Kader 2 auf die Vororte von Tel Aviv abgefeuert. (AP)

Hamas räumt die Tötung ihres Anführers indirekt ein

Die militant-islamistische Palästinenser-Organisation Hamas hat den Tod ihres Chefs Jihia al-Sinwar de facto eingestanden. Israel liege falsch, wenn es „glaubt, dass die Tötung unserer Führer das Ende unserer Bewegung und des Kampfes des palästinensischen Volkes bedeutet“, erklärte Hamas-Führungsmitglied Bassem Naim in einer am Freitag veröffentlichten Stellungnahme. Auch früher seien Führer der Hamas getötet worden, das habe die Gruppe aber jedes Mal stärker gemacht.

Naim erklärte, es sei „schmerzhaft und erschütternd, geliebte Menschen zu verlieren, insbesondere außergewöhnliche Führer“. Die Hamas sei jedoch sicher, dass sie letztendlich siegen werde. Auf die Frage, ob die Erklärung Sinwars Tod bestätige, antwortete Naim, dies sei nicht der Fall. (dpa)

Kämpfe in Nahost gehen auch nach Tod Sinwars weiter

Auch nach der von Israel bestätigten Tötung von Hamas-Chef Jihia al-Sinwar sind die Kämpfe im Gazastreifen und jene mit der Hisbollah im Libanon unvermindert fortgesetzt worden. Im Norden Israels heulten wieder in mehreren Orten die Sirenen. Nach Angaben des israelischen Militärs feuerte die mit der Hamas verbündete Schiitenmiliz Hisbollah mindestens 15 Raketen vom Libanon auf Israel ab. Über Opfer oder größere Schäden wurde zunächst nichts bekannt.

Die israelische Armee ging unterdessen nach eigenen Angaben weiter gegen terroristische Infrastruktur und Bewaffnete im Gazastreifen und im Libanon vor. Im Laufe des vergangenen Tages habe die Luftwaffe etwa 150 Terrorziele im Gazastreifen und im Libanon angegriffen, hieß es. Die Angaben des Militärs ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. (dpa)

„Dies ist der Beginn des Tags nach Hamas“

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bezeichnete die Tötung des meistgesuchten islamistischen Terroristen der Region als Meilenstein. Ob sich die Hoffnungen auf eine Deeskalation nach Monaten des Kriegs mit der Hamas im Gazastreifen und der mit ihr verbündeten Hisbollah im Libanon wirklich erfüllen, erscheint aber fraglich.

„Dies ist der Beginn des Tags nach Hamas“, sagte Netanjahu in einer Videobotschaft an die palästinensische Bevölkerung im Gazastreifen. Die Menschen in dem abgeriegelten und vom Krieg schwer gezeichneten Küstengebiet sollten sich endlich befreien von der seit Jahren währenden „Unterdrückungsherrschaft“ der Hamas. (dpa)

US-Außenminister Blinken will nach Nahost reisen

US-Außenminister Antony Blinken wird einem Medienbericht zufolge in den kommenden Tagen in den Nahen Osten reisen. Wie das Nachrichtenportal Axios meldet, soll dabei über Möglichkeiten gesprochen werden, eine Feuerpause und eine Freilassung der Geiseln voranzutreiben. Eine Stellungnahme von Blinken liegt zunächst nicht vor. Die Regierung in Washington hat den Tod des Hamas-Führers Jahja Sinwar als Chance bezeichnet. Etwa zeitgleich mit dem Axios-Bericht spricht auch US-Verteidigungsminister Lloyd Austin in einer Erklärung von einer Gelegenheit, „diesen furchtbaren Krieg“ zu beenden. (rtr)

Biden sieht Gelegenheit für das Ende der Hamas

Die USA und Frankreich erklären, der von Israel verkündete Tod des Hamas-Anführers Jahja Sinwar solle als Chance begriffen werden. Es gebe eine Gelegenheit für einen „Tag danach“ ohne die radikal-islamische Hamas, erklärt US-Präsident Joe Biden.

US-Außenminister Antony Blinken bespricht sich in Bezug auf die Beendigung des Nahostkonflikts mit seinen Amtskollegen aus Katar und Saudi-Arabien. Wie das US-Außenministerium mitteilte, telefonierte Blinken mit dem saudischen Außenminister Prinz Faisal bin Farhan Al Saud, dem katarischen Ministerpräsidenten und Außenminister Scheich Mohammed bin Abdulrahman Al Thani über die Beendigung des Krieges.

Frankreichs Außenminister Jean-Noel Barrot sagt dem Sender LCI, es werde nun ein neues Kapitel aufgeschlagen, das zum Frieden führen müsse. Eine Stellungnahme der Hamas selbst liegt zunächst nicht vor. (rtr)

Baerbock fordert die Freilassung der Geiseln

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock fordert die Hamas in einer ersten Reaktion nach dem Tod von Yahya Sinwar auf, jetzt sofort alle Geiseln freizulassen und die Waffen niederzulegen.

Sinwar war ein brutaler Mörder und Terrorist, der Israel und seine Menschen vernichten wollte. Als Drahtzieher des Terrors am 7. Oktober brachte er tausenden Menschen den Tod und unermessliches Leid über eine ganze Region. Die Hamas muss jetzt sofort alle Geiseln freilassen und die Waffen niederlegen, das Leid der Menschen in Gaza muss endlich aufhören.

Annalena Baerbock, Außenministerin

Das Leid der Menschen im Gazastreifen müsse endlich aufhören, heißt es in einer Erklärung. (rtr)

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!