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TV-Duell der US-VizekandidatenÜberraschend respektvoll

Klaudia Lagozinski
Kommentar von Klaudia Lagozinski

Die US-Vizekandidaten Tim Walz und J.D. Vance zeigten: Wahlkampf geht auch ohne persönliche Angriffe. Das ist eine erfrischend positive Entwicklung.

Es geht auch respektvoll: Vance (l.) und Walz beim Vizepräsidentenduell Foto: Matt Rourke/dpa

E mpörend war die TV-Debatte von Tim Walz und J. D. Vance, den beiden Vizepräsidentschaftskandidaten in den USA, nicht. Leider ist das eine Meldung. Im Journalismus gibt es einen Grundsatz, der entscheidet, wann eine Meldung Nachrichtenwert hat: „Hund beißt Mann“ ist keine News, „Mann beißt Hund“ hingegen schon. Das eine passiert oft; es ist der umgefallene Reissack in China. Das andere ist überraschend. Dass das, was lange nicht meldenswert gewesen wäre, zur Nachricht werden kann, zeigte das TV-Duell der US-Vizekandidaten.

Die News nach diesem Schlagabtausch ist: Die beiden sind sich respektvoll begegnet. Vance und Walz hören einander zu, gehen aufeinander ein. Sie verkrampfen sich nicht darauf, dem anderen zu widersprechen, bauen Brücken, statt sie niederzureißen. Es geht um Abtreibung, Bildung, Gesundheit, Energieversorgung, Wohnungsbau, kurz um den Nahostkonflikt, sonst reicht die Debatte nur bis zu den US-Außengrenzen.

Vance begegnet Walz mit sichtbarer Empathie, als der demokratische Vizeanwärter erzählt, dass sein Sohn Zeuge eines Amoklaufs war. Walz wiederum stimmt Vance immer wieder in Teil­aspekten zu. Zuschauende sehen das, was man in diesem Wahlkampf um den Einzug ins Weiße Haus bisher vermisste: Menschlichkeit und Empathie.

Nachdem sich Joe Biden nach dem TV-Duell gegen Donald Trump als Präsidentschaftskandidat zurückgezogen hatte und die demokratische Kandidatin Kamala Harris und der republikanische Ex-Präsident Trump vor drei Wochen in ihrem Schlagabtausch aneinander vorbeiredeten, überraschen die US-Vizekandidaten in ihrer TV-Debatte mit Sachlichkeit und aktivem Zuhören. Ohne hochgezogene Augenbrauen, ohne persönliche Angriffe. Getrübt wurde das TV-Duell nur von Trump, der auf seiner Plattform Truth Social gegen Walz wetterte.

Beide Vizekandidaten überzeugten damit, dass sie nicht versuchten, den anderen als Verlierer darzustellen, sondern mit kluger Rhetorik darauf konzentriert waren, die Wäh­le­r von der eigenen Kompetenz zu überzeugen. Erfrischend und abweichend ist das in einer politischen Landschaft, die so verhärtet erscheint.

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Klaudia Lagozinski
Nachrichtenchefin & CvD
Immer unterwegs. Schreibt meistens über Kultur, Reisen, Wirtschaft und Skandinavien. Meistens auf Deutsch, manchmal auf Englisch und Schwedisch. Seit 2020 bei der taz. Master in Kulturjournalismus, in Berlin und Uppsala studiert. IJP (2023) bei Dagens ETC in Stockholm.
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3 Kommentare

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  • Und was ist mit dem Ende der Diskussion, als Vance nach mehrmaliger Nachfrage nicht zugeben kann, dass Trump 2020 die Wahlen verloren hat? Und Walz sich dann enttäuscht abwendet.



    Warum fehlt dieser entscheidende Punkt im Kommentar?

  • JD Vance hat seinen tief hasserfüllten Rassismus und seine Lügen in extrem höflichen Ton verpackt.

    Der einzige Moment wo er sichtbar wütend wurde war wie die zwei Moderatorinnen Walz und Vance kurz das Mikro abgestellt haben:



    Vance: "You promised not to fact-check".



    Also, nicht seine Lügen in Frage stellen, bitte.

    Und, er wollte nicht bestätigen dass Biden die letzte Wahl tatsächlich gewonnen hat. (!)

    Vance stand nur auf der Bühne weil Trumps Mob versucht hat, den ursprünglichen Vize Mike Pence umzubringen (beim Sturm aufs Capitol), weil er Trumps Wahlbetrug nicht mittragen wollte.



    In den neu veröffentlichten Klagedokumentenvon Jack Smith zum Wahlbetrug wird Trump zitiert wie er zu Pence sagt "you're too honest".

    Vance sagt und macht alles was Trump möchte Er lässt sich regelmässig von rechtsextremen Podcastern interviewen, wo er seinem Rassismus, Sexismus und seine Wünsche einen Diktator zu installieren unbefangen ausdrücken kann...

    Walz wirkte oft komplett hilflos, er hat zahllose Gelegenheiten verpasst Vance's Lügen zu konfrontieren.

  • 6G
    611245 (Profil gelöscht)

    Es macht oft sogar Spaß, amerikanischen Politiker/innen zuzusehen/hören. Besonders in Debatten. Egal welcher Coleur. Die haben ein entspanntes Auftreten, eine Rhetorische Höhe, und eine interessante Direktansprache.

    Sowas findet man bei uns leider sehr, sehr selten.



    Natürlich besteht aufgrund der Direktwahl aller Politiker/innen in den USA ohne diese Fähigkeiten keinerlei Aussicht, gewählt zu werden.



    Bei uns kommen ja die meisten einfach über die Parteiliste hoch.



    Das merkt man leider.