die gute nachricht: Der Kohleausstieg in Europa läuft
Erst die Dampfmaschine ermöglichte den Kapitalismus. In Großbritannien entstanden so Webmaschinen etwa, oder Lokomotiven. Um die Jahrhundertwende wurde aus der Dampfmaschine die Dampfturbine, deren Wirkungsgrad deutlich größer ist: Jetzt lohnte es, Energie über Leitungen zu transportieren, das Stromnetz entstand. 1882 ging in London das erste Kohlekraftwerk in Betrieb. In seiner Hochzeit wurden in Großbritannien mehr als 80 Prozent des Stroms aus Kohle gewonnen. Damit ist seit Anfang Oktober Schluss. Das Mutterland des Kapitalismus ist aus der Kohleverstromung ausgestiegen.
Großbritannien folgt mit dieser Entscheidung einigen anderen Staaten: Belgien stieg 2016 aus, Österreich nahm sein letztes großes Kohlekraftwerk 2019 vom Netz. Schweden stieg 2020 aus der Kohleverstromung aus, dort kommt der Strom jetzt zu 95,9 Prozent aus erneuerbaren Quellen. Portugal folgte 2021. Der Kohleausstieg in Europa ist damit längst in vollem Gange: Estland, Lettland, Litauen, Luxemburg, Malta und Zypern hatten sogar nie Kohlekraftwerke. 2025 wollen Griechenland, Irland, Italien und Ungarn ihr letztes Kohlekraftwerk vom Netz nehmen. Damit wird dann erstmals die Mehrheit der 27 EU-Mitgliedsstaaten ohne Kohleverstromung auskommen. Frankreich will 2027 folgen, Dänemark 2028, Finnland und die Niederlande 2029. Kohlestrom ist die klimaschädlichste aller Stromgewinnungsarten. Deshalb wäre es auch für den internationalen Klimaschutz wichtig, dass viele Länder so schnell wie möglich die Kohleverstromung hinter sich lassen. Doch nicht alle ziehen im gleichen Tempo mit. Deutschland beispielsweise will erst 2038 aus der Kohle aussteigen. Nick Reimer
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