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Ausbau der A5Zehn Spuren für Frankfurt

Trotz breiter Kritik plant Verkehrsminister Wissing in Hessen den Ausbau der Autobahn. Ein Bündnis ruft am Sonntag zur Fahrraddemo auf der A5 auf.

Zehnspurig soll die A5 auf 29 Kilometern Länge werden Foto: Stefan Ziese/imago

Frankfurt am Main taz | Die schwarz-grüne Landesregierung in Hessen hatte noch gebremst, doch nun steht es im Koalitionsvertrag der neuen Regierung unter CDU und SPD: Die A5 zwischen dem Frankfurter Kreuz und Friedberg soll nach dem Bundesverkehrswegeplan auf 29 Kilometern ausgebaut werden – erstmals in Deutschland auf zehn Spuren. Doch das Vorhaben sorgt für große Kritik. Deswegen ruft das Bündnis „Stopp A5 Ausbau“ am kommenden Sonntag ab 14 Uhr zur Fahrraddemo vom Mainkai über die A5 in Frankfurt auf.

Das Bündnis aus über 60 Organisationen, darunter Attac, ADFC, BUND Hessen und Greenpeace Frankfurt, weist auf die Folgen eines möglichen Ausbaus für die An­woh­ne­r*in­nen im Frankfurter Westen, Nordwesten und Norden sowie für die Umwelt hin. Unter anderem seien 100 Grundstücke, 12 Kleingartenvereine, mindestens ein Habitat einer geschützten Tierart und ein Trinkwasserschutzgebiet bedroht, so die Organisationen in einer gemeinsamen Pressemitteilung. Hinzu käme eine steigende Lärm- und Abgasbelastung.

Die von Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie der Autobahn GmbH des Bundes kommt zu dem Schluss, dass der durchgehende Ausbau der A5 auf zehn Spuren „grundsätzlich technisch machbar“ sei. Er würde „zu einem guten Verkehrsfluss führen“. Doch selbst mit den geplanten zehn Spuren bleibe man „knapp unter der oberen Grenze der Qualitätsstufe D“ – für einen Aus- oder Neubau ist das in Sachen Verkehrsdichte die schlechteste Kategorie.

Das kritisiert unter anderem Mathias Biemann vom Verkehrsclub Deutschland. Die Machbarkeitsstudie tue so, „als müsse man die Verkehrsentwicklung der letzten Jahrzehnte einfach so fortschreiben“. Es sei vielmehr die Aufgabe einer verantwortungsbewussten Verkehrspolitik, den Verkehr zu vermindern und „ihn durch intelligenten ÖPNV- und Schienen-Transport zu ersetzen“. Das Bündnis kritisiert außerdem die Kosten des Ausbaus, die laut der Machbarkeitsstudie bei 1,1 Milliarden Euro liegen. Das Bündnis rechnet mit deutlich höheren Kosten, denn in der Kalkulation seien unter anderem steigende Baukosten, Lärmschutzmaßnahmen sowie die Verbreiterung zahlreicher Brücken nicht enthalten.

Verkehrsminister Wissing trotzt der Kritik

Auch in der Stadt wird das Vorhaben der schwarz-roten Koalition kritisiert. In Frankfurt lehnte die Römer-Koalition aus Grünen, SPD, FDP und Volt den A5-Ausbau bereits im vergangenen Jahr per Beschluss ab. „Das Letzte, was wir brauchen nach der Erfahrung der letzten Jahrzehnte, ist der Ausbau der A5“, sagte Frankfurts Oberbürgermeister Mike Josef (SPD). Ebenfalls kritisierten SPD-Ortsvereine im Frankfurter Westen den Bau der zehnspurigen Autobahn: „Er entspricht nicht den Wünschen und Bedürfnissen Frankfurter Bürger, weshalb wir dafür sind, dieses Projekt endgültig zu begraben“, teilten die Ortsvereine gemeinsam mit.

Doch Verkehrsminister Wissing will trotz Kritik die nächsten Schritte einleiten: Nach einer technischen Machbarkeitsstudie folge in einem zweiten Schritt ein Gesamtkonzept, sagte der FDP-Politiker der Deutschen Presse-Agentur im August. „Wir haben den Auftrag, dafür zu sorgen, dass Deutschland nicht im Stau steht.“

Das Bündnis rechnet am kommenden Sonntag mit mehreren tausend Demonstrierenden. „Wir haben schon den Eindruck, dass viele sehr empört sind“, sagt Alexis Passadakis von Attac Frankfurt. Allerdings hatten im Vorfeld der Demo die Frankfurter Versammlungsbehörde, die Autobahn GmbH und Polizei Sicherheitsbedenken geäußert. Daraufhin hatte die Versammlungsbehörde die Demo auf der A5 verboten und eine andere Versammlungsroute vorgeschlagen. Doch das Verwaltungsgericht Frankfurt am Main hob dieses Verbot am Dienstag auf.

Die Stadt Frankfurt kündigte am Mittwochabend jedoch weitere juristische Schritte gegen die geplante Fahrraddemonstration auf der A5 an. Laut der Frankfurter Rundschau will die Stadt nun gegen den Beschluss des Verwaltungsgerichts Beschwerde beim Verwaltungsgerichtshof (VGH) in Kassel einlegen. „Unser Demonstrationsrecht per Eilklage einschränken zu wollen, ist unschön“, so Passadakis. Auf der A5 gebe es regelmäßig Demos, beispielsweise kürzlich die Bauernproteste.

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6 Kommentare

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  • Wer kritisiert denn den Straßenausbau?



    Die KFZ-Lobby und deren Adressaten in der Politik bestimmt nicht, und wen kümmert schon das Geschwätz derer, die an einer akzeptablen Zukunft für ihre eigenen Nachkommen interessiert sind.

  • Alles Gelder, die dringend in den Öffentlichen Nahverkehr investiert werden müssten. Und in marode Brücken, - der nächste Einsturz kommt bestimmt, - hoffentlich mit genauso viel Glück wie in Dresden.



    Stattdessen zementieren wir den Status Quo. Und zerstören das bisschen unversiegelte Landschaft, das wir noch haben.

  • Ob das (noch) stimmt, weiß ich nicht. Aber früher hieß es, dass nach Frankfurt hinein täglich dreimal so viele Menschen pendeln wie Menschen dort leben. Das führt zu einem enormen werktäglichen Verkehrsaufkommen. Der ÖPNV ist dort traditionell nicht sehr professionell aufgestellt. Quasi alle Verbindungen aus dem Umfeld durchfahren einen Schlauch von nur drei innerstädtischen Haltestellen, Konstablerwache, Hauptwache und Hauptbahnhof, sodass die Züge im 2-3 Minutentakt auf denselben Gleisen fahren, was zu einer enormen Störanfälligkeit führt.



    Ohne Auto würden deshalb sehr viele Pendler dreimal so lange mit ÖPNV zur Arbeit benötigen. Auf der Strecke der A5 ab Nordwestkreuz Frankfurt darf man meist den Seitenstreifen benutzen, somit vier Spuren in einer Richtung, weil ansonsten Dauerstau wäre. Als ich das letzte Mal länger mit dem ÖPNV zur Arbeit fuhr, da konnte ich beim Halt in der Stadt am Bahnsteig den Drogendealern beim Kokainverkauf zusehen. Das war noch nicht einmal am Hbf. Wer will das schon täglich sehen?



    Der Ausbau der A5 erscheint mir berechtigt.

    • @Michael84:

      Fragen Sie mal Verkehrsplaner in den USA, was die dazu sagen. Da werden Sie garantiert als Antwort bekommen, dass Verbreiterungen von Autobahnen bisher nirgendwo Verkehrsprobleme gelöst haben. Selbst in den USA hat man schon lange erkannt, dass MIV nicht das Maß aller Dinge sein kann. Dort gibt es aber große Probleme, vom MIV-lastiegn Verkehrssystem wieder weg zu kommen, da dieser seit spätestens den 50er Jahren massiv gefördert wurde, mit den schwer wieder umzukehrenden Folgen einer massiven Zersiedlung der Landschaft, mit den daraus resultierenden weiten Wegen, was ein Pendeln sehr ineffektiv macht durch permanente Staus, und in vielen Regionen kaum bis nicht vorhandenen Verkehrsalternativen, inzwischen oft maroden Straßen (Es wurde sehr gerne neu gebaut, weil die Finanzierung größtenteils von der Bundesregierung übernommen wurde. Zukünftig anstehende Sanierungen wurden nicht weiter beachtet). Warum wollen wir auf Biegen und Brechen genau diesem Vorbild nacheifern, wider besseren Wissens?

  • Verkehrsminister Wissing (FDP): „Wir haben den Auftrag, dafür zu sorgen, dass Deutschland nicht im Stau steht.“

    Vollkommen richtig, was der Verkehrsminister da sagt, denn das CO2 darf nicht im Stau stehen, sondern muss freie Fahrt haben.

    So sieht sie also aus, die klimaschonende Mobilitätswende, denn bald gibt es sogar eine Autobahn mit zehn Spuren. Auf Volker Wissing ist immer Verlass, denn das Deutschlandticket wird nächstes Jahr teurer gemacht, dafür werden aber die Autobahnen weiterhin ausgebaut (und bald soll es sogar eine zehnspurige Autobahn geben).

    Der CO2-Gehalt steigt immer mehr an und ist ein wesentlicher Auslöser der Erderwärmung. Wir haben jetzt schon 420 ppm CO2 in der Atmosphäre, aber wir bauen weiterhin klimaschädliche Autobahnen, und das obwohl der Pkw-Verkehr in Deutschland rund 100 Millionen Tonnen CO2 im Jahr erzeugt.

    • @Ricky-13:

      Selbst wenn das Deutschlandticket umsonst wäre, würden auf derr Strecke die Autofahrer nicht auf den ÖPNV umsteigen, obwohl schon 8- spurig Stau ist.