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Alle wollen dieses Lithium

Keine E-Mobilität ohne das Alkalimetall Lithium für Batterien. Laut Forschungen an der Katholischen Universität in Leuven in Belgien soll der Bedarf an Lithium regelrecht explodieren. Allein für die EU prognostizieren sie in im Zeitraum 2020 bis 2050 einen jährlichen Zuwachs um 23.000 Tonnen auf schließlich 861.000 Tonnen Lithiumabbau 2050 – eine Steigerung im Vergleich zu 2020 von rund 3.500 Prozent.

Schätzungen gehen davon aus, dass das ­Lithiumgeschäft in zehn Jahren allein in Europa bis zu 200 Milliarden Euro jährlich bewegen könnte. Die Europäische Union (EU) plant, dass bereits 2030 mindestens 35 Prozent der neu zugelassenen Pkw und Lieferwagen elektrisch angetrieben werden.

Lithium ist einer der „kritischen Rohstoffe“, die von der EU im Critical Raw Materials Act (CRMA) aufgenommen wurden. Diese Elemente sind notwendig, um die fossilen Brennstoffe aufzugeben und auf saubere Energien umzusteigen. So sind diese Elemente etwa notwendig, um Solarpanels oder Batterien herzustellen.

Der im Mai in Kraft getretenen Critical Raw Materials Act hat zum Ziel, dass die europäische Industrie bis 2030 zehn Prozent der Förderung, 40 Prozent der Weiterverarbeitung und 15 Prozent des Recyclings wichtiger Mineralien bewerkstelligt. Dabei werden die „kritischen Rohstoffe“ in zwei Gruppen unterteilt: 34 kritische und 17 strategische Rohstoffe. Lithium steht dabei ganz oben auf der Liste der wichtigen Rohstoffe für den grünen Wandel.

Bisher ist Europa bei Lithium vollständig von Importen abhängig. Das Alkalimetall wird vor allem in China, Chile, Australien und Argentinien abgebaut. Die Weiterverarbeitung des Rohstoffs findet zu 60 Prozent in China statt.

Dank der portugiesischen Vorkommen soll sich das ändern. Doch anders als in China, Chile, Australien oder Argentinien liegen die Lithiumvorkommen nicht irgendwo in leeren Gebieten sondern dort, wo Menschen leben und Landwirtschaft betreiben – wie zum Beispiel in Covas do Barroso. Die dortige Bürgerinitiative hat sich mittlerweile mit einem Dutzend weiteren Gruppen aus anderen portugiesischen Regionen und auch aus dem benachbarten Spanien vernetzt.

Ein Lithiumbergwerk verursacht pro Jahr 1,79 Millionen Tonnen des Klimakillers CO2

Die Menschen in Covas do Barroso sind nicht die Einzigen, die in Portugal vom Abbau des „weißen Goldes“ betroffen sind. Insgesamt laufen etwa 30 Anträge auf Bergbaulizenzen überall in Portugal. Mehr als 3.600 Quadratkilometer Fläche sind davon betroffen.

Laut der portugiesischen Umweltschutzorganisation Quercus schadet der Bergbau nicht nur der Landschaft. Die Umweltschützer legten bereits vor einigen Jahren eine Studie vor, die zeigt, dass ein Lithiumbergwerk pro Jahr 1,79 Millionen Tonnen des Klimakillers CO2 verursachen würde. Das wiederum würde bedeuten, dass Portugal – sollte der Lithiumabbau im großen Stil kommen – das für 2050 gesteckte Ziel der Klimaneutralität deutlich verfehlen wird. Reiner Wandler

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