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Bloß kein „Harmoniegesülze“

GRÜNE KÖPFE Die Spitzenkandidaten wollen den Potsdamer Parteienklüngel aufmischen und zeigen sich vor der Landtagswahl siegessicher

Es klingt fast zu kitschig, um wahr zu sein: Als Axel Vogel in den späten 1970ern das Buch „Ein Planet wird geplündert“ las, war das der Startschuss für seine politische Karriere. „Es war tatsächlich so etwas wie ein Erweckungserlebnis“, sagt Vogel heute. Eine Erweckung, die ihn zunächst zu einem der Gründungsmitglieder der Grünen machte und ihn 1983 gleich für die Partei in den Bundestag katapultierte.

Heute kandidiert der 53-Jährige wieder – als Listenzweiter für den Brandenburgischen Landtag. „Da gibt es derzeit viel zu viel Harmoniegesülze“, kritisiert er dessen Arbeit. Viele Gesetzentwürfe würden von SPD, Linkspartei und CDU zusammen getragen, es gebe zu wenig Debatte. „Brandenburg war einmal Vorreiter einer sehr ambitionierten Umweltpolitik“, sagt Vogel. Dazu will er es wieder machen – gemeinsam mit der Listenersten Marie Luise von Halem.

„Wir stehen gut da, weil klimapolitische Themen in der letzten Zeit in den Vordergrund gerückt sind“, schätzt Halem das Interesse der Wähler ein. Die 47-Jährige, die zum ersten Mal als Spitzenkandidatin antritt, ist wie Vogel in Bayern aufgewachsen. Nach Brandenburg haben sie in den 1990er-Jahren familiäre Verbindungen geführt – und das Interesse, an der Entwicklung nach der Wende teilzuhaben. „Es ist nett in Bayern, aber es ist statischer. In Brandenburg ist die Veränderungsbereitschaft höher“, sagt Halem. Die Menschen hätten in ihrem Leben größere „Umwälzungserfahrungen“ gemacht und seien offener für Neues. Eine Notwendigkeit zur Veränderung sieht sie auch bei ihrem Herzensthema, der Bildungspolitik. Denn der Bildungserfolg hänge immer noch zu stark vom ökonomischen Hintergrund ab. „Da wird unheimlich viel Potenzial verschleudert“, kritisiert sie.

Der Listenzweite Vogel selbst sieht sich als typischer Grüner: „Ich nutze größtenteils den öffentlichen Nahverkehr, nur wenn es gar nicht anders geht, unser Erdgasauto, und lebe in einer Hausgemeinschaft.“ Seinen Schwerpunkt sieht er beim Umbau der Energieversorgung hin zu erneuerbaren Energien. Trotzdem legt er Wert darauf, dass die Grünen keine Vorgaben zum Lebensstil machen dürfen. „Man kann nicht erwarten, dass alle Leute nach dem grünen Wahlprogramm leben.“

Ein wenig höher liegen die Ziele beim Wahlergebnis. Die 8,4 Prozent bei der Europawahl sehen Vogel und Halem als Maßstab. Experten sehen dafür gute Chancen: Der Brandenburger Landesverband der Grünen gehört zu denen, die im vergangenen Jahr am meisten Mitglieder dazugewonnen haben. SVENJA BERGT

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